Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 471
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entstanden31. Zetterholm32 denkt anscheinend an Entlehnung der
Form mit einfachem -g- aus dem Ndd. mit nachfolgender selbståndiger
Weiterentwicklung in Schweden und in Norwegen. Dies ist jedoch
ganz unwahrscheinlich, nicht nur vred das Fehlen des Wortes in Dane-
mark der Annahme von Entlehnung Schwierigkeiten bereitet, sondern
vor allem weil es sich offensichtlich um einen einst iiber das ganze
nordliche Skandinavien von Finnland bis Shetland verbreiteten
Typus handelt, der ganz auf einheimischen Voraussetzungen beruht,
indem ihm zunåchst wåhrend långerer Zeit (wohl bis ins spåtere Mittel-
alter) ausschliesslich kosende Funktion zukam. Die Belege aus den
verschiedenen Gegenden Norwegens lassen sich nur als Reste eines
einst zusammenhångenden Gebietes verstehen: einerseits ist hier
kaum mit Ausstrahlung durch die moderne Fachsprache zu rechnen,
da diese gewohnlich purka braucht, anderseits wird gelegentlich (in
Oppl. 9) sugga gegeniiber purka ausdriicklich als das åltere Wort
bezeichnet, und wenn Le em sugga ohne Ortsangabe nennt, so
bedeutet dies doch wohl, dass es ihm aus S-Møre und Ro g. Av.
gelåufig war. Noch wichtiger ist, dass sich die Liicken, die zwischen
den verschiedenen Verbreitungsgebieten bestehen, zT. wesentlich verrin-
gern lassen, wenn wir die iibrigen Bedeutungen des Wortes beiziehen. An
zahlreichen Orten, wo sonst purka herrscht, wird sugga als Kosewort
fiir das weibliche Schwein gebraucht: so in Hedm. 2,6,12; Oppl. 17,18;
Busk. 8; Hord. 6,12; Sogn o.F. 4,8,ll,20,24(c); Møre o.R. 10,li33.
Dazu kommen die iibertragenen Bedeutungen: »wohlbeleibte Frau« im
nordlichen Teil von ’Bergens Stift’ (Aasen), »schmutzige Frau« Gbd.
(NO GrMs); Hord. Voss (NO), »langsame, saumselige Person« Hall.
(Aasen), »Holde, Fee« Sogn (O. Sande, Fraa Sogn II 204).
Wenn das Wort erst um 1580 (im Schwed.) erstmals bezeugt ist34,
so gewiss deshalb, weil es noch lange vorwiegend als Kosewort gebraucht
wurde. Obwohl es diese Funktion zT. bis heute beibehalten hat, muss
31. Vgl. Torp 743; FT 1103 (unterra); Hellquist 1113; Johannesson, Et.Wb. 792;
PokornyI 1038, auch Jarl Ch ar pen ti er, Zu den Namen des Schweines (Nomina
Germanica, Festschrift Fiesselman, 1935: 6-33).
32. Zetterholm 1953, SS. 34.72.
33. Damit hangen einige Angaben zusammen, nach denen sugga gegeniiber purka spez.
vom jungen weiblichen Tier gebraucht wird: aus V-Agd. 19, lt. OS 43 auch aus
V-Agd. 4 (zweite Altersstufe) und aus Møre o.R. Tingvoll (nur in den ersten
zwei Monaten).
34. S. Flellquist 1113.