Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 217
SCHWANZ
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83. Im Gegensatz zu halilhale låsst sich der Typus isl. rofa, norw. rova
f. ausserhalb des Westnord. nicht sicher nachweisen. Er ist heute ausser
auf Island vor allem in den Gebirgstålern Siid- und Ostnorwegens
(Set., westl. und oberes Tel., Num., Hall. und Yaldres, aber nicht
Gbd.) sowie im innern und nordi. Hord. und teilweise in Sogn im
Gebrauch, wåhrend er sonst in Norwegen nur vereinzelt in Rog.,
Sfj., Nfj. und Nor dl. auftritt. Ausserdem ist aus dem Shetl. die Form
rovek »rump of an animal; the tail-piece of a fish; a tail, stump of a
tail«19 bezeugt (iiber das Får. s.u.). Dagegen ist es im Hinblick auf die
sonst nachweisbare Verbreitung von rova »Schwanz« und das im Ost-
nord. seit langem verbreitete rumpa (s. § 84) unwahrscheinlich, dass
in der schwed. Redensart såtta en rova uå. »auf den Hintern fallen«
ein Rest unseres Typus vorliegt20.
Nach herrschender Ansicht ist das Wort in der vorliegenden Bedeutung
identisch mit isl. rofa, norw.-schwed. rova, dån. roe »Riibe«21. Auch dt.
Riibe erscheint weithin auf den Schwanz, bes. den fleischigen Teil (beim
Rind das verdickte fleischige Ende) oder die Schwanzwurzel iibertragen22,
wobei schwer auszumachen ist, ob es sich um Parallelentwicklung oder
gemeinsames Erbe handelt23. Fur die erste Moglichkeit konnte sprechen,
dass sich nord. rofa in der Bed. »Schwanz« nur auf einem Teilgebiet
nachweisen låsst, fur die zweite die Tatsache, dass die Bed. »fester Teil
des Schwanzes (bei Pferd und Rind)« schon aus dem Anord. (Awestn.)
bezeugt ist24. Zur Bezeichnung des ganzen Schwanzes scheint das Wort
erst im neueren Westnord. geworden zu sein. Noch im heutigen Får.
(vgl. auch oben das Shetl.) kommt nur die åltere Bedeutung in der Zss.
hårogva (auch hårogv, lt. FB 14 mask. hårogvi) »rumpestykke på kreatur
(med halen på)« (JM) vor25. Es ist moglich, dass die neuere, allgemeinere
19. Jakobsen, Shetl. 719.
20. Vgl. Hellquist 848.
21. Vgl. Torp 545; Jéhannesson, Et.Wb. 697; Pokorny I 852; Hellquist 848;
iiber andere Moglichkeiten s. De Vries 450; FT 914. Die Identifikation mit
rofa »Riibe« setztwegen der anord. Belege freilich voraus, dass letzteres im Nord.
einheimisch ist, doch bestehen, wie Johs. Hoops, Reallexikon der germ. Alter-
tumskunde IV (1918): 2 gezeigt hat, keine zwingenden Griinde, Entlehnung aus
dem Mnd. (so lt. FT 908; Hellquist 848) anzunehmen.
22. Vgl. zB. Gr. WB. VIII 1335; Schweiz. Id. VI 86 f.; Fischer V 449.
23. Vgl. auch Kolb S. 129.
24. Vgl. Fritzner III 125 f.; Cl-Vigf. 502.
25. Vgl. auch den Ausdruck halan upp i rogv »(om dyr) med halen i vejret« (JM).
Auch der iibertragene Gebrauch von rogva, rova i.S.v. »smalt fremspring, smalt