Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 361
ZITZEN
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175. In Siidnorwegen und im eigentlichen Siidostnorwegen, in den
Gegenden um den Oslofjord, ist spene durch patt(e) m., in der zwei-
silbigen Form gelegentlich (so lt. Østf. 4b; V-Agd. 5) f.16, weitgehend
abgelost. Dieses Wort herrscht in der vorliegenden Bedeutung in ge-
schlossener Verbreitung etwa siidlich einer Linie mittl. R o g. - Røldal (aber
ohne das obere Set.; vgl. u.) - Num. - Ring. - siidlichstes Had. -
siidwestl. Akersh. - Nordgrenze von Østf. Ausserhalb dieses Gebietes
kommt es — abgesehen von den wenigen Streubelegen in der Bed.
»Zitze« — an einigen Orten nur in der Bed. »Mutterbrust« vor: lt.
FB im oberen Set. (A-Agd. 18)17, lt. NO in S-Tr. 2, (?) 11. Dass es
in dieser Bedeutung håufig gebraucht wird, zeigen auch die iibrigen
Belege in NO, die sich alle auf die Mutterbrust beziehen18. Aber es
ergibt sich aus diesen Belegen keine wesentlich weitere Verbreitung,
um so weniger, als fur die weit ausserhalb des geschlossenen Verbrei-
tungsgebietes auftretenden Streubelege sowohl im FB (nordi. Østerd.,
Salta, Troms, Finnm.) wie in NO (S-Tr.) stark mit Einfluss des
Bm.s, wo patte in den Bedeutungen »weibliche Brust« und »tierische
Zitze« allgemein gebråuchlich ist, gerechnet werden muss. Patte wird
von den Vertretern des Nyn. iiberhaupt als reines Bm.-Wort betrachtet
und deshalb in der neunorw. Schriftsprache nicht anerkannt. Auch
Aasen und Ross betrachteten es offenbar nicht als ’echt’ norw.,
da sie es iiberhaupt nicht erwåhnen, obwohl es durch Aas, Gjerstad
(SS. 34,41) schon in der ersten Hålfte des 19. Jh.s fur Siidnorwegen
bezeugt wird.
Dass es im Siiden dem wirklich mundartlichen Sprachgebrauch an-
gehort, zeigen nicht nur die § 174 erwåhnten Angaben aus Agder,
sondern auch die vom Dån. und vom norw. Bm. abweichende einsilbige
Form patt. Diese Form scheint heute im wesentlichen auf Tel. be-
schrånkt zu sein19, und es ist deshalb unsicher, ob sie allenfalls ur-
16. Vgl. auch PI. pattor in Torvald Tu, Vona og livet (1943), S. 13 (NO).
17. Auch lt. Johs. Skar, Gamalt or Sætesdal (1903-16) IV 173, VIII 8.
18. Flatin, Numedal II 23; Landstad, Folkeviser fra Telemarken, utg. av K. Liestøl
(1925) 139; Berge, Stev frå Telemarki II (1909) 43; R. Steffen, Norska stev
(1899) ’Nr. 103.194’ (Set.). 1160 (Rog. Suldal); NFL 6: 170 (V-Agd. Eiken);
Torvald Tu, Vona og livet (1943), S. 13; T. Bjørnaraa, Dyresogor IX (1924),
S. 133 (von einer Måusemutter). Eine Art ’Zwischenstufe’ zwischen »weiblicher
Brust« und »Zitze« bezeichnet das Wort angeblich in Rog. 24, indem es dort
spez. von den Zitzen junger Kiihe (kvigor) gebraucht wird.
19. Ihre Verbreitung lasst sich allerdings anhand des FB nicht genau feststellen, da
zahlreiche Gww. nur Pl.-Formen angeben.