Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 197
HORNSTUMMEL
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Ort nebeneinander bestehen und mindestens teilweise semantisch diffe-
renziert sind (Einzelheiten s. § 76).
Haupttypus ist isl. hnyfill, får. nyvil, norw. (k)nyvel. Er beherrscht fast
das ganze westnord. Gebiet, zerfållt aber in mehrere sprachgeogra-
phisch relevante Varianten. Wåhrend im Isl. durchaus die Form hnyfill
m. gilt und aus dem Far. nur nyvil (nur aus SuSuroy lt. einem Beleg
in Fær.OB.) bezeugt ist, zeigen die norw. Dialekte eine bunte Reihe
von Varianten wie knyv(e)l/knyvie m., knyvla f.n., nyvel/nyvle m., ny via
f.n. (auch mit -ø-), ohne Umlaut knuv(é)l/knuvle m., knuvla f., nuvie m.
(und nuvla f. ?), auch snuvel, nuvre, nuvra, nygla (-0-), nugla.
Gestutzt auf das Nebeneinander von kn- und n-, das auch in ver-
wandten Wortern wie (k)nuv (s. § 75) ua. in Erscheinung tritt und in
anord. knyfill »kleines Horn«1 neben hnyfildrykkja »eine bestimmte Art
von Trinkgelage (mit kleinen Trinkhornern?)«2 seine Entsprechung zu
haben scheint, setzt Torp3 zwei verschiedene germ. Wurzeln: *knub- und
*hnub-, an, die nach Pokorny und Johannesson4 auf idg. *gen-
»zusammendriicken usw.« und *ken- »kratzen, schaben, reiben« zu-
riickzufiihren sind5. Es fåilt allerdings auf, dass die Verbreitung der For-
men mit anl. n- in Norwegen weitgehend mit dem Gebiet zusammen-
fållt, in welchem mit Schwund von anl. k- vor n gerechnet werden muss.
Sie erscheinen vor allem in Westnorwegen (vom nordi. Rog. bis
S-Møre; im nordlichen Abschnitt meist nygla; s. u.), in den siidlichen
und ostlichen Gebirgsgegenden (Set., Tel., Num., Hall., Valdres, zT.
Gbd.) sowie im siidlichsten Trøndelag und nordlichen Østerd., sonst
nur vereinzelt. Um dieses Gebiet sind die Formen mit kn- vom mittl.
Rog. iiber die kiistennahen Gegenden von Agder, iiber Siidostnor-
wegen, Gbd./nordl. Østerd. und Gauld. bis mittl. und nordl. Trøn-
delag (zT. auch N-Møre) und Nordnorwegen ringformig gelagert.
Der Ubergang kn- > n- låsst sich zwar anhand der einschlågigen Litera-
tur noch nicht genau iiberblicken, besonders da er in den einzelnen Wor-
tern sehr verschieden durchgefuhrt wurde, aber es låsst sich doch deut-
lich ein Gebiet mit Tendenz zum /c-Schwund in Westnorwegen vom
nordl. Rog. bis Nfj. einschl. sudliche und ostliche Gebirgståler von den
1. Fritzner II 310.
2. Ebd. II 30; vgl. dazu De Vries 245.
3. S. 302 f. bzw. 465. Vgl. auch schon FT 552 (unter knub). 777 f. (unter nyve).
4. Pokorny I 371.563; Johannesson, Et.Wb. 219.336.
5. Kritisch zu der ’mechanischen’ Ansetzung zweier verschiedener Wurzeln Jan de
Vries, IF 62 (1956): 145 ff.