Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 148
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GESCHLECHTSLEBEN
50. Unter den Synonymen fur »tråchtig, von der Kuh« (Karte 16) neh-
men ausser den in den vorangehenden §§ behandelten Typen vor allem
die Partizipien norw. tidd, kjelvd, isl. kelfd einen wichtigen Platz ein.
Beide gehoren zu Verben mit der Bed. »befruchten«: norw. tida, isl.
kelfa, kefla*6. Der Gebrauch soleher Partizipien in der Bed. »tråchtig«
ist besonders im Isl. verbreitet. Neben kelfd, kefld und lembd (vgl. § 51),
die zu /u«-Verben mit ’ålterem’ i-Umlaut gehoren und deshalb sicher
in urnord. Zeit zuriickreichen, stehen die als (|)on-Verben zeitlich
nicht genau fixierbaren fylja: fyljud und (nur vereinzelt) kidja: kidjud47.
Vom Frequenzverhåltnis zwischen diesen Typen und den Bildungen auf
-full war schon § 46 die Rede. Gelegentlich wird, wenigstens zwischen
kelfd und kålffull, eine gewisse semantische Differenzierung in dem Sinn
angedeutet, dass kelfd mehr von jungen Kuhen (kvigur), kålffull mehr
von voll ausgewachsenen gebraucht werde48.
Neben dieser Art von Partizipien sind im Isl. als Bezeichnungen der
tråchtigen Kuh, Au (und Ziege) teilweise auch die Part.Pråt. fengin (zu
’absolut’ verwendetem få »empfangen, befruchtet werden«49) und geng-
in (zu ganga »brunstig sein, sich paaren«; vgl. §§ 37,41) im Gebrauch:
das erstere fast durchwegs nur fur die Kuh oder fur Kuh, Au (und Ziege)50
und fast nur im Nordwesten, das letztere, iiberhaupt selten, nur verein-
zelt flir die Kuh (Isl. 38), sonst nur fiir Schaf und Ziege51. Entsprechende
Bildungen begegnen auch in kleinen Gebieten Norwegens:
Immerhin ist zu beachten, dass diese aus Vår ml. (ungstinn. ULMA) und bes.
Dalarna (vor allem fulåstinn. ULMA) gut bezeugt sind. — Sicher Parallel-
entwicklung liegt bei den Zssen. mit -tjukk »dick« vor, die vereinzelt in fast ganz
Norwegen auftreten: fole- (bzw. fålla-)tjukk nur in Vestf. 6, etwas håufiger
lam(b) tjukk (in Nordi.; s. Karte 17), am håufigsten kvelpe-, unge-tjukk (zT. auch
Simplex tjukk) bei Hiindin und Katze.
46. Die Metathese in kefla ist vom Part.Pråt., das wohl meist [kjfld] lautet (so nach
eigenen Aufzeichnungen in Isl. 32,52), unter Anlehnung an Fåile wie [t?l(v)di]:
tefla, [glvdi]: efla (vgl. Blondal; St.Ein. S. 14) ausgegangen.
47. Mit isl. kidjud steht das ebenfalls ganz vereinzelte norw. kjidd Tel. 13 wohl in
keinem Zusammenhang: Kreuzung von ki(d)-, kjefull + tidd?
48. Isl. 28,52.
49. t)ber aktives Part.Pråt. zu absolut gebrauchten trans. Verben (Fålle wie kyrin
er borin »die Kuh hat gekalbt«, hryssan er kostud »die Stute hat (ein Fiillen)
geworfen« u.dgl. s. Jakob Joh. Småri, fslenzk setningafrædi (Reykjavik 1920),
S. 170.
50. Nur vereinzelt auch fiir die Stute (Isl. 6,66).
51. Zu den auf Karte 17 eingezeichneten Belegen kommt noch einer aus Vidiholl
(osti. von Isl. 45) fiir die Ziege. Blondal kenntdie Form nur aus Hornafjoréur,
wo sie im FB fehit.