Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 103
BESPRINGEN, BEDECKEN
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»tråchtig (von der Kuh)« Får. 19. Das Wort scheint demnach hier, wie
in West- und Nordnorwegen, nur noch vereinzelt im Gebrauch zu
sein.
Isl. und får. rida werden mit dem Dat. gebraucht: zB. tarfurinn (tarv-
urin) ridur kunni9, norw. rida im Westen mit direktem Objekt (rida
merra, kyra u.dgl.), im Osten mit Pråp.: gewohnlich rida på merra, kua
usw.10, selten rida med merra usw.* 11. Das Wort wird sowohl im Isl.
wie im Norw. meist auf beliebige månnliche Haustiere bezogen, wird
aber heute in beiden Sprachen wenigstens teilweise als grob empfunden.
Wichtig ist vor allem der Hinweis von N-T r. 4, dass es vulgårer sei als
springa.
26. Schon dies deutet darauf hin, dass springa in der vorliegenden Bedeu-
tung12 im Norw. junger ist als rida. Es fehit bei Aasen und Ross und
erscheint unter den ålteren Wortersammlungen nur bei Christie. Wenn
wir die verschiedenen Bedeutungen des Wortes im gesamtnord. Rahmen
betrachten, sehen wir deutlich, dass es in der Bed. »bespringen, bedecken«
aus dem Dån. ins Norw. entlehnt worden sein muss, da nur im Dån.
sowohl diese wie die zugrunde liegende Bed. »hiipfen, einen Sprung
machen, aufspringen« in nennenswertem Ausmass nebeneinander vor-
kommen. Awestn. springa ist nur in den Bedeutungen »hervorbrechen;
zerspringen, bersten; an Uberanstrengung geistig oder physisch zer-
brechen« bezeugt13, und noch in den nnorw. Mundarten14 wie auch
im Nisl. fehit die Bed. »einen Sprung machen« (im Isl. auch diejenige
von »laufen, rennen«). Dagegen ist die Bed. »hiipfen, einen Sprung
machen« im Ostnord. schon aus der alten Sprache gut bezeugt15, aber
nur im Dån., sowohl in der Schriftsprache wie in den Dialekten16,
hat sie in wesentlichem Ausmass zu »bespringen, bedecken« weiterge-
9. Dagegen gibt Jon 6lafsson 1730/79 allerdings nur Verbindungen mit Pråp. an:
Tarfurinn ridur uppi å kunni, hesturinn å merinni usw.
10. So lt. Hedm. 15; Oppl. 3,21; A-Agd. 7; V-Agd. 9.
11. A-Agd. 7.
12. Es wird meist mit Pråp. gebraucht: hesten, hingsten spring med merra, hoppa
u.dgl., vereinzelt på merra Møre o.R. 10; Nordi. 4, hie und da aber auch mit
direktem Objekt (hesten spring merra u.dgl.); so lt. Hord. 32b; Sogn o.F. 18;
Møre o.R. 17a; N-Tr. 10,11,18; Nordi. 10,11b,17; Troms 6.
13. Vgl. Fritzner III 500 f.
14. Vgl. Aasen 739.
15. Vgl. Soderwall II 471, Suppl. 790; Kalkar IV 77.
16. So lt. ODS XXI 493; Feilberg III 504; Jørgensen, Loll. 558.