Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 385
SCHWÅCHERE LAUTE
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sagen im ganzen Westnord. ausser dem Får. (vgl. unter b) verbreitet
und in diesem Sinne auch schon aus der alten Sprache iiberliefert30. Wenn
es auch iiber Norwegen hinaus weit nach West- und Sudschweden
(Bohuslån, Dalsl., Halland, Skåne, Smål.) und nach Nord-
schweden (Jåmtl., Ångml., Våsterb.) hinein, ja sogar bis nach
Åland, Finnland (Egentliga Finland, Osterb.) und Estland
hinuber reicht31 und auch schon aschwed. belegt ist32, so liegt sein
Schwerpunkt doch deutlich im Westen, und es darf deshalb wohl als
im wesentlichen westskandinavischer Typus dem ostnorw. - (zentral- ?)-
schwed. baula/bola, das seinerseits im Westen (ausser im Isl.) nur schwach
bezeugt ist, gegenubergestellt werden. Die weit auseinanderliegenden
Gebiete, in denen norw. baula heute vorkommt, sind wohl am ehesten als
Reste einer urspriinglich zusammenhångenden ostnorw.-trond.-nordnorw.
Verbreitung, die (allerdings in sehr fruher Zeit) von Westen her durch
belja durchbrochen worden wåre, zu deuten. Im Gefolge der Ausein-
andersetzung zwischen den beiden Typen wåre dann baula in einem
kleinen Gebiet in Østf. auf die 'normalen’ Laute verschoben worden,
wåhrend die beiden wohl in gleicher Bedeutung aus verschiedenen
Gegenden Norwegens nach Island gelangten, wo sich in der Folge
dieselbe Differenzierung, aber diesmal in grosserem Rahmen, vollzog.
b) Im Får. ist belja (o«-Vb.) zur gewohnlichen, ’neutralen’ Bezeich-
nung der Laute des Rindes geworden. Diese Bedeutungsverschiebung
ist aber nicht als Folge einer Auseinandersetzung mit baula, das hier
gar nicht vorkommt, sondern dadurch eingetreten, dass das Vb. yla,
eigentlich »heulen«, an die Stelle von »briillen« ruckte und damit belja
auf den benachbarten Abschnitt des Bedeutungsfeldes abdrångte.
B) DIE SCHWÅCHEREN LAUTE DES RINDES (Karte 55)
191. Die in diesem Abschnitt zusammengestellten Worter beziehen sich
in erster Linie auf relativ schwache, bei geschlossenem Maul hervor-
gebrachte Laute, wie sie die Kuh etwa aus Verlangen nach Futter,
aber auch aus andern Grunden wie Zårtlichkeit, Behagen, Schmerzen
30. Vgl. Fritzner I 124; Cl-Vigf. 57.
31. Vgl. Rietz 28 b; Nordlander, Multrå 15; Lindgren, Burtråsk 25; Vendeli
112 a; Wessman I 109; Danell, Nucko 65.
32. S. Soderwall I 170.