Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 312
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RIND
seltener auf die erste (0-1 Jahr): I si. 55, oder auf die dritte (ca. 1 V2,2-3
Jahre): Isl. 66,67,7660.
An einigen Orten Siidislands wird ausserdem tappur {tappi) m.,
das von Hause aus einen kleinen, jungen Stier bezeichnet, allgemein
vom månnlichen Rind gebraucht (s. § 148b)61.
141. Fur die Beurteilung des geschichtlichen Verhåltnisses zwischen den
Haupttypen hat Zetterholm62 den Weg gewiesen.
Zunåchst muss das gemeingerm. ukse/uxi als Bezeichnung des (zucht-
fåhigen) Stiers das ganze nord. Sprachgebiet beherrscht haben63. Dass
die Bed. »Zuchtstier« bei diesem Wort ursprunglich ist, zeigt seine
Etymologie: es gehort zu idg. *uegV- »feucht; netzen« (in isl. vokur
»feucht«, skr. uksati »benetzen« usw.), bedeutet also ursprunglich
»Benetzer, Besåmer, Zeuger«. Es ist in dieser bzw. in der allgemeinen
Bed. »månnliches Rind« nicht nur im grossten Teil Norwegens,
sondern auch in Nordschweden (Ovre Dalarna, Jåmtl., Gåstr.,
nordlichstes Uppl.)64 verbreitet. Sowohl im Isl.-Får. als auch im Siid-
skand. ist es dagegen heute durch andere Worter ersetzt: Im neueren
Isl. und Får. wurde es durch das kelt. Lehnwort tarfur sowie durch
gridungur, gradungur, gredungur, im Isl. ausserdem durch naut und die
ursprunglich wohl hauptsåchlich in kosendem Sinn verwendeten boli,
tuddi auf die Bed. »kastrierter Stier, Ochse« abgedrångt (ein letzter
Rest der ålteren Bedeutung findet sich noch in dem vereinzelten, aber
60. Vgl. auch Blondals Ubersetzung »Tyr, halvvoksen Tyr, Stud«.
61. Einige vereinzelte oder nur in Worterbuchern belegte Bezeichnungen seien hier
nur kurz erwåhnt: norw. bur ane m. S-Tr. 7, lt. NO 11099 noch an einigen weiteren
Orten des Tr. sowie bei Leem (wohl im Abl. zu rone »Zuchteber«); norw. plyt
m., lt. OS 43 in Nordi. Nord-Rana ohne Riicksicht auf das Alter gebraucht, sonst
lt. Belegen in OS 43 und NO nur von jungen oder besonders kleinen Stieren, imFB
gar nicht belegt, — isl. braddi m. = graddi (nur bei Blondal); isl. drjoni m.
»(wiitender) Stier«, auch »Ochse« (beides nur bei Blondal); isl. kauli m. »Stier«,
lt. Blondal in den Westfjorden, im FB nicht beståtigt; isl. klaufi m. »Stier«,
nur lt. Blondal, håufiger iibertragen auf Menschen i.S.v. »Tolpel«.
62. S. Zetterholm 1937, S. 132 ff.
63. Der Ansatz eines got. stiur, dt. Stier usw. entsprechenden anord. stjorr m. (vgl.
zB. Cl-Vigf. 594; Johannesson, Et.Wb. 858; FT 1309; Hellquist 1194) ist
unsicher, da er sich lediglich auf das als ’oxna heiti’ in den pulur der SnE. (S. 334)
belegte stjori m. (das auch als »Lenker, Herrscher« gedeutet werden kann; vgl.
Lex. Poet. 538) und den Ortsnamen Stjoradalr — Stjørdal in N-Tr. stiitzt.
64. Vgl. Rietz 778 a; Zetterholm 1937, SS. 136.138.