Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 510
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ZUSAMMENFASSUNG
westnorw. und ostnorw. Worter, die nur in Teilen Nordnorwegens
vorkommen; tiber Neusiedlermundarten s.u.), ist es grossenteils zuzu-
schreiben, dass in Nordnorwegen recht allgemein ziemlich bunte,
labile Sprachverhåltnisse herrschen43. Das vorliegende Material zeigt
deshalb, åhnlich wie fur den Tr., wenig Eigenståndiges, das fur Nord-
norwegen (Nordi. und Troms44) als Ganzes charakteristisch ist.
Wenn wir von kleineren Einschrånkungen, die einzelne Worter auch
innerhalb dieses Gebietes erleiden, absehen, konnen wir hier folgendes
erwåhnen:
Bis in den mittl. Tr. hinunter reichen 1. die r-Formen sutra, sytra,
sautra »schwach muhen« (K. 55, § 193), etwas weniger weit das n5rd-
liche Verbreitungsgebiet von 2.fyl(j)a »ein Fullen werfen« (K. 18, § 53),
bis zur Siidgrenze von Nordi. (zT. un ter Einschluss der Nordwestecke
von N-Tr.) oder bis Slid-Hel g.: das relikthafte 3. lo »Hornzapfen«
(K. 27, § 77), das nordliche Verbreitungsgebiet von 4. hoppa »Stute«
(K. 35, § 103; vgl. schon § 242) und die nordnorw. Novationen 5.-7.
einforing uå. »einjåhriges Pferd usw.« (K. 37,46, §§ 109,147,210); 8.
gump »Kreuz« (auch im åussersten Siidwesten; K. 41, § 129); 9./10.
(halv)markukse /-kviga »ein- bzw. zweijåhriges Rind« (§ 147, vgl. K. 46),
ebenso das nordliche Gebiet der Lautform kret(t)ur (K. 3, § 14). Eben-
falls in diesem Gebiet, aber nur vereinzelt, kommt kasta »ein Fullen
werfen« (K. 18, § 53) vor. Eigenståndiges zeigt sich auch in kleineren
Gebieten wie Helg., Helg. - Salta oder Salta/Lof. - Troms, doch
kann dies als zu kleinråumig hier nicht beriicksichtigt werden. Da auch
im Lautlichen und Morphologischen das Hauptcharakteristikum in der
spezifischen Mischung von West- und Ostnorwegischem und Trondischem
besteht, lassen sich hier nur wenige Parallelen anfiihren: etwa die weit-
gehende Bewahrung von rn (ri), rs bzw. Assimilation zu n (}), s; bf. Pi.
von neutr. Substantiven auf -an (allerdings anscheinend nur in Nordi.45);
2.Pl.Pers.Pron. Nom.Obl. dåkk(er).
Die Vielfalt und Labilitåt der Sprachverhåltnisse Nordnorwegens
beruht teils auf dem starken Kiistenverkehr, insbesondere dem regen
43. Vgl. hiezu besonders Larsen, Oversigt S. 96.
44. Von Finnm. kann in unserm Zusammenhang abgesehen werden, da die norw.
sprechende Bevolkerung dieser Provinz noch um 1800 nicht mehr als etwa 1500
Kopfe (lt. Aschehougs konversasjonsleksikort1 VI (1956), 635: 1590 im Jahr 1805)
zahlte, somit der weitaus grosste Teil der heute dort Ansåssigen erst in neuester
Zeit, bes. seit 1900, eingewandert sein muss.
45. Vgl. H. Christiansen, MM 1954: 41.