Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 242
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neben gradhestur und (graS)foli noch recht verbreitet, anscheinend vor
allem in Teilen des Nordens (Skag., k>ingeyjarsyslur), im Osten
und Siiden. Es ist mit anord. isl. stdd n. »Gruppe von (halb wild um-
herschweifenden, ungezåhmten) Stuten mit einem oder mehreren Heng-
sten«2 zusammengesetzt, doch geht aus dem vorliegenden Material nir-
gends deutlich hervor, wieweit es allenfalls heute noch in diesem Sinne
bedeutungsmåssig von gradhesturjgra{d)hest getrennt ist.
Neben diesen beiden Wortern ist auf Island gradfoli (auch foli3) m.
weithin, jedoch im Siiden und Siidosten nur vereinzelt, in der Bed.
»(Zucht)hengst« im Gebrauch. Diese Bedeutungserweiterung des Wortes
fur »junges månnliches Pferd, Fohlen« (vgl. § 108) ist zwar durch die
Worterbiicher nicht beglaubigt und es ist auch teilweise, bes. bei Mehr-
fachmeldungen, mit ungenauen Angaben zu rechnen4, aber es steht
doch ausser Zweifel, dass das Wort an vielen Orten synonym mit grad-
hestur verwendet wird. Diese an sich schon verståndliche5 und deshalb
auch aus zahlreichen andern Gebieten des Nordens6 wie auch aus dt.
Mundarten7 bezeugte Bedeutungserweiterung wurde im Isl. noch dadurch
erleichtert, dass foli hier iiberhaupt eine betråchtliche Zeitspanne (das
Alter von ca. 1-4,5 oder 6 Jahre; vgl. § 107) beschlågt und deshalb
noch in die Zeit der Zuchtbenutzung hinaufreicht. In Norwegen tritt
(grad)fole It. FB nur vereinzelt in dieser Bedeutung auf, vor allem im
Siidosten, wo es anscheinend an ein grasseres westschwed. Gebiet
(Bohuslån, Dalsl., Vårmi., zT. auch V-Gotl.) mit fåle »Hengst«8
anzuschliessen ist. Die Belege aus (Siid)ostnorwegen lassen sich zwar
vor allem fiir Østf. durch OS 43, NMA und NO noch ergånzen9, doch
bleibt das Wort in Norwegen meist dem jungen Pferd vorbehalten.
2. Vgl. Fritzner III 555.
3. Im gleichen Sinn ist wohl auch hestfoli in der Jardabok Årna Magnussonar og
Påls Vidalins 1702-14, Bd. 6 (OH) zu verstehen.
4. Einige Angaben unterscheiden deutlich zwischen gradhestur »Hengst (allgemein
oder spez. ausgewachsen)« und gradfoli »junger Hengst (etwa bis zu vier Jahren)«:
so Isl. 4,11,23,26,38,56. Da eine genaue Ausscheidung nicht moglich ist, håbe ich
alle Falle, wo (graå)foli im Fragebogen unter D 2 b eingetragen wurde, auf der
Karte eingezeichnet.
5. Entscheidend ist dabei der Umstand, dass im Alter von ca. 1-2 Jahren die Auswahl
der Zuchttiere vorgenommen wird.
6. Vgl. Zetterholm 1937, S. 118 ff.
7. Vgl. zB. Schweiz. Id. I 785; Fischer II 1619.
8. Vgl. Zetterholm 1937, S. 118 f.
9. Fiir Østf. 5,8,9, Torsnes, Trøgstad, Tune, Våler (lt. Zetterholm 1937, S. 121 f.
auch Østf. 6); Akersh. 7; Oppl. 2,14,20 und Biri (nordl. von Oppl. 4).