Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 139
TRÅCHTIGKEIT
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auch nach der Gesamtverbreitung der Haupttypen einige klare geogra-
phische Bilder: -diger ist im wesentlichen trondisch (-ostnorwegisch), tidd
siidostnorw., -tung (ausser bei der Stute) west- und nordnorw., wåhrend
sich die ålteren Typen kelfd, lembd und auch -full fast ganz auf Island
zuriickgezogen haben, doper (dobbel) auf Siidwestnorwegen be-
schrånkt ist und kvidin sich im Får. als neuer, lokaler Typus durch-
gesetzt hat. Was hier vor allem in die Augen fåilt, ist der teils durch die
Bewahrung von Altem, teils durch jungere Sonderentwicklung entstan-
dene fast totale Gegensatz zwischen den Inselsprachen und den norw.
Dialekten (iiber die Bewahrung einer alten Sonderbeziehung Island -
Gbd. s. § 50).
46. Bei den Adjektiven flir »tråchtig, von der Stute« (Karte 15)3 erhålt
der Typus -full, eigentlich »voll«, noch eine schwache Verbindung
zwischen Island und Norwegen, wo fylfull (bzw. følfull, fålfull, føle-
full) teils an einigen Orten im Westen (N-Hord. und Sogn o.F.), teils
in einem kleinen geschlossenen Gebiet in Østf. gebråuchlich ist, aufrecht.
Im Isl. kann Zusammensetzung mit -full heute als Haupttypus unter
den Bezeichnungen flir tråchtige (Haus)tiere gelten, doch ist sie gegen-
iiber Part.Pråt. und Verbalausdriicken nicht bei allen Tiergattungen
vorherrschend. Wåhrend sie bei Hund und Katze fast allein gebråuch-
lich ist4, ist sie bei der Ziege deutlich in der Minderheit5. Bei den auf
Karten 15-17 beriicksichtigten Tiergattungen dominiert fylfull (zu fyl,
eigentlich »Fullen«, aber heute im Isl. spez. von der Leibesfrucht der
Stute; s. § 106), vereinzelt auch folaldsfull, am stårksten gegen-
3. Einige ganz vereinzelte und deshalb auf Karte 15 nicht beriicksichtigte Angaben
sind: norw. føllbær Troms 3 (s. § 50), følgådd Nordi. 11b, føllei(d) Østf. 3,
tidd Vestf. 4; A-Agd. 7; Hord. 9; Sogn o.F. 4 (vgl. Anm. 66), norw. sprungen/
får. sprungin (s. § 50), får. lopin (ebd.). Ober norw.fylstinn und foletjukk s. Anm. 45.
4. Im FB stehen 73 Belegen fur hvolpafull (zu hvolpur »junger Hund«) und 64 fur
kettlinga- bzw. (in Ostisland) grislinga-full (zu kettlingur, grislingur »Katzen-
junges«) nur 8 Belege fur Verbalausdriicke (hun er med hvolpum, kettlingum)
gegeniiber.
5. Drei Belegen flir kiåfull (Isl. 26,31,39) und zwei fur kidlingafull (Isl. 10,46) stehen
14 fur Verbalausdriicke (hun er med kidi, kidling(i)), ausserdem ein kidjud (Isl. 25)
und zwei fengin (Isl. 7,8) gegeniiber. Dieser Tatbestand wurde in drei Ergånzungs-
aufnahmen mit Gww., die wirklich schon mit Ziegenhaltung zu tun hatten (B.I.
und St.I. fiir ViOiholl bei Isl. 45, Dr. B.S. fur die Gegend von Adaldalurund Myvatn
in S-bing.) beståtigt.