Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 364
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sogar aussergerm. Beispiele (so engl. pap »Brustwarze«33, schweizdt.
Puppe(n) f. »Brustwarze, Zitze«34, lat. papilla f. »Brust(warze)«) zeigen,
konnten sie immer wieder selbståndig entstehen. Auch der herrschende
Typus des Får. gehort, als von der norw.-schwed. Form sicher unab-
hångige Bildung, hieher35: boppa, seltener (an einigen Orten des nord-
lichen Teils der Fåroer) buppa, in einem kleinen Gebiet im nordi.
Eysturoy bobba, bubba f. Dieses Wort ist heute sowohl in der Bed.
»Zitze« wie in der Bed. »Brust(warze)« fast allein gebråuchlich (uber
Reste von spini, speni s. § 174).
177. Viel stårker als patte und pappe auf die weibliche Brust beschrånkt
geblieben ist norw. tatte m. Es erscheint in der Bed. »Zitze der Kuh«
fast nur in einer schmalen Zone zwischen patte und pappe von Vinger
uber Rom. - Had. bis ins untere Hall., sonst nur in zwei Streubelegen
in N-Hord. und im inneren Sogn. Aasen lokalisiert das Wort mit
’Nordre Bergenhus’ und ’Hall.’, meint aber mit seiner Ubersetzung
»Patte, Kvindebryst« offenbar nur die weibliche Brust. Eine Angabe
aus Sogn o.F. 19 stellt tatte bei Menschen / spene bei Tieren einander
gegenuber, und NO enthålt Belege, die fiir die Bed. »weibliche Brust«
eine Verbreitung bis nach Valdres, Hard. und N-Møre ergeben; vgl.
auch gleichbedeutendes tata f. in Nordnorwegen36.
Das Wort hat wohl die Bed. »tierische Zitze« noch spater als patte
und pappe, ja — nach der råumlichen Lagerung zu urteilen — erst
unter dem Einfluss dieser beiden Worter angenommen. Die weite Ver-
breitung in Norwegen wie auch in Schweden (Rietz 86a, 726a bezeugt
tatte fiir V-Gotl., datte fiir Skåne, Halland und Blek., beides in
der Bed. »spene, brost«) verbietet es aber wohl, die Entstehung des
Wortes durch Kreuzung von patte und pappe (vgl. § 176) zu erklåren.
Ausserdem steht es lautlich den gleichbedeutenden mnd. titte (holl. tit),
spåtmhd. zitze (nhd. Zitze), ae. titt (engl. tit, auch te at), fries, tit(te)
und ahd. tut(t)e, tut(t)o, auch schwed. dial. tiss(e)37 sehr nahe. Mnd.
titte usw. hat seine Entsprechung in dem durch Aasen und Christie
33. Torps (S. 483) Annahme von Entlehnung aus dem Nord. ist sicher abwegig.
34. Schweiz. Id. IV 1425 f.
35. Anders, aber kaum richtig, Persson, Idg. Wortf. 247: zu schwed. dial. bobb
»kurzer, dicker Mensch«, bobba »Finne, Schwulst« usw., dh. zu einer Sippe mit
der Grundbedeutung »etwas Angeschwollenes«.
36. Belege in NO aus Helg.; Vefsn; Nordi. 2.
37. Vgl. Rietz 737a; Vendeli 1016a.