Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 439
BLOKEN
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Rog. und im siidl. und mittl. Hord. (ohne inneres Hard. und Yoss).
Vereinzelt tritt auch eine Form ohne /-Suffix: blæka bzw. -e (Prat.
blæk te) A-Agd. 16 auf, die durch eine entsprechende Angabe bei Aas,
Gjerstad S. 9 gestiitzt wird.
b) bækta, bekta, -e (zT. mit langem Vokal: so [bæk'ta] Rog. 10, -é-
A-Agd. 8; Rog. 14b, zT. sicher mit kurzem: [bgkta] V-Agd. 16, han
bæk'ktær Vestf. 3, ebenfalls nach der on-Klasse flektiert) erscheint in
den kustennahen Gegenden vom nordwestl .Rog. uberJæren-Dalane
bis V-Agd. (vor allem bis zum westlichen Teil, anderseits aber auch
mit einigen Auslåufern in A-Agd.), ausserdem in einigen Belegen im
siidl. Vestf. Vom Meckern der Ziege wird es vereinzelt auch in Set.
(A-Agd. 18) gebraucht, von der Stimme des Kalbes in Set. und Tel.27
Zu bræk(j)a, brækta parallele Schallwortbildung ist bei blækta, bækta
natiirlich nicht ausgeschlossen und man kann hiefur auch Parallelen wie
nhd. bloken, ndd. auch bleken, (aussergerm.) tschech.-russ. blekati »blo-
ken«, griech. [l/.r/yåoBai »dass.«28, zu bækta bairisch begezen »brullen
(vom Rind)«29 anfiihren. Aber die viel weitere Verbreitung des Stamms
bræk- im Norden und die Tatsache, dass bræk{j)a und brækta im Gegen-
satz zu blækta, bækta schon anord. belegt sind, macht doch die Annahme
sekundårer Umbildung recht wahrscheinlich. Mit Torp 31 konnen wir
einen Ubergang von brækta zu blækta (und vereinzelt bræka>blæka)
durch Einfluss von blarra (§ 218 b) annehmen, wåhrend wir fur die
Umbildung brækta>bækta wohl bekra (vgl. § 218 a) verantwortlich
machen durfen. Trifft diese Erklårung das Richtige, so haben wir einen
deutlichen West/Ost-Gegensatz zwischen brækta und bræk(j)a vor uns,
den wir bis in anord. Zeit zuriickverfolgen konnen. Dass dabei das Isl.
an beiden Formen teilhat, durfen wir wohl als ein neues Beispiel seines
Mischsprachecharakters buehen.
Wåhrend sich, nach den Belegen fur blæka zu schliessen, das Verhåltnis
der beiden Typen im siidlichsten Abschnitt noch im letzten Jahrhundert
zugunsten der /-Form verschoben hat, ist heute unter dem Einfluss von
Schrift- und Umgangssprache bræka im Vordringen. Als Vorposten sind
sicher die Streubelege fur bræka in Siidnorwegen (auch in Nord-Rog. ?)
27. Vgl. Ross’ Angabe flir Set.: ’om Kalv, og om Gjed, naar den skriger hæsligt
(ellers mekrar den), medens Faaret blæktar'.
28. Vgl. Pokorny I 102.
29. Vgl. Torp 53.