Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 530
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ZUSAMMENFASSUNG
die Grundung eines siidostnorwegischen Konigreichs durch einen
Zweig der schwedischen Ynglingar fåilt4.
Wåhrend in den folgenden Jahrhunderten die sprachlichen und kul-
turellen Stromungen mehr in west-ostlicher Richtung verlaufen, setzt
um 1300 mit der Verlegung des politischen Zentrums nach Siidost-
norwegen und der aussenpolitischen Neuorientierung nach Osten und
Silden, die noch im 14. Jh. zur Personalunion mit Schweden fiihrte,
der ostliche und siidostliche Einfluss erneut ein und bleibt nun bis in
die Neuzeit weitgehend bestimmend. Seit dem Spåtmittelalter sehen
wir deshalb eine Reihe von Neuerungen im Wortschatz wie auch in
Lauten und Formen in Siidost- und Ostnorwegen und im Trøndelag
eindringen, welche den Wortbestand wie das Lautsystem und den Sprach-
bau uberhaupt sowohl in diesen Gegenden als auch daruber hinaus,
wenngleich in abnehmender Stårke, in weiteren Gebieten Norwegens
grundlegend veråndern5. Unser Material enthålt zahlreiche ost- und
siidostnorw. Worter, die mit mehr oder weniger grosser Wahrschein-
lichkeit in dieser Zeit aus Schweden eingefiihrt wurden: so -diger,
fol-,fylunge, pappe, kuruka, rumpa (vgl. zu diesem Wort aber auch S. 190),
råmjøllc, skjul, auch kidla »zickeln«, vielleicht auch (ull)feld, klippa
»Wolle scheren«, {-)luva »Netzmagen« und ve/f. Auch die heute prak-
tisch iiber ganz Norwegen verbreiteten buskap (§ 19) und kalva
(§ 54) gehoren in diesen Zusammenhang. Ebenso mussen das einst sicher
gemeinnorw. kreter und das siidnorw. pattie) (vgl. auch das wohl noch
etwas åltere fenad »Kleinvieh«) seit dem Spåtmittelalter von Siidosten
und Siiden nach Norwegen gekommen sein. Ungefåhr derselben Zeit
durften mehrere andere wichtige siidostliche oder ostliche Novationen,
flir die sich kein aussernorwegischer Ursprung nachweisen låsst, ange-
horen: so gamp und die heute eher wieder im Riickgang begriffenen
boling, od und tikka, tiksa, wåhrend løype, lata av und stå {borte) eher
erst in der Neuzeit aufgekommen sein durften. Dass Siidostnorwegen
(abgesehen von einzelnen Archaismen wie blesma, drynja, yksna) bis
heute ein wichtiges Novationszentrum geblieben ist, zeigt deutlich die
4. Vgl. Haakon Shetelig & Hjalmar Falk, Scandinavian Archeology (Oxford
1937), S. 259 f., auch A. Holtsmark, MM 1965:83; dagegen W. Baetke, Yngvi
und die Ynglinger (Berlin 1964), SS. 81. 135 ff.
5. Vgl. Hesselman, Huvudlinjer S. 10 f.; Seip, Språkhist. SS. 218. 224; Indrebø,
Målsoga S. 261 ff.; O. Skulerud, Telemaalet i umriss (Kristiania 1918), S. 40 ff.;
Widmark, U-omljudet S. 296 f.