Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 368
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auch aus dem Westen und Sudwesten sowie aus dem Nordosten mit-
geteilt, tritt hier aber hinter den Synonymen kuahlass (vgl. u.), zT. auch
-dellaj-dilla deutlich zuriick. Im Sudosten, in den beiden Skaftafells-
syslur und in S-Mul.6, fehit es ganz. Gemåss der Ausgangsbedeutung
»Klecks, feuchter Klumpen« wird es gewohnlich von frischen, weichen
Kuhfladen, also im Gegensatz zu kua-, mykjuskån7 8, gebraucht.
Die Variante -hlessa8 ist im Kerngebiet des Wortes, in Nordisland
(jedoch nur teilweise), ausserdem vereinzelt in Ostisland im Gebrauch.
Sie ist wohl unter dem Einfluss von hlessa »beladen« (vgl. auch hlessa
sér nidur »sich schwerfållig niedersetzen« und hlass »Ladung«) entstan-
den, wobei das Wort offenbar mit dem Begriff der Anhåufung assoziiert
wurde; vgl. dazu auch hann hleåur nidur snjd, snjonum hledur nidur »der
Schnee fåilt dicht herab«, hlada nidur omegd »das eine Kind nach dem
andern bekommen« uå. In diesem Zusammenhang erhebt sich allerdings
die Frage, ob wir hl- nicht vor allem dem Einfluss des synonymen
kuahlass n. zuzuschreiben haben oder ob dies allenfalls selbst aus *klass
entstanden sein kann. Ein Subst. klas »om hvad der er blødt og klæb-
rigt, om smør; brød, som slår fejl« kommt im Jut. vor9, ist aber deutlich
postverbal zu klasse »løbe ud, blive klæbrig, falde sammen til klas«
und låsst keine Schliisse aufs Isl. zu. Kuahlass kommt heute als herrschen-
der Typus in Nordwestisland (Westfjorde mit Strand., Dal.,
Snæf. und Hnapp.) vor, bezeichnet aber zT. nicht den einzelnen Kuh-
fladen, sondern einen Haufen Kuhmist (Blondal) oder jedenfalls eine
zusammenhångende Masse Kuhdreck10. Man wird das Wort deshalb
auch von der Bedeutung her an hlass »Ladung« ankniipfen mussen, um
so eher, als in Westisland neben kuahlass kuaklessa mit erhaltenem
kl- besteht. Aus dem letztern Grunde wird man auch keine spezielle
Mitwirkung von kuahlass beim Obergang -klessa>-hlessa annehmen
konnen.
6. Ein unsicherer Beleg aus S-Mul. 59 ist auf der Karte nicht beriicksichtigt.
7. kua-, mykjuskån f. ist auf ganz Island in der speziellen Bed. »vertrockneter
Kuhfladen« gebråuchlich und hat in diesem Sinne seine Entsprechung in norw.
dial. (naute-)skån,-skå f., das nach den Angaben der Worterbiicher (Aasen; Ross,
auch Opedal, Hardanger) recht verbreitet ist, aber im FB, offenbar wegen der
spezielleren Bedeutung, ungenannt blieb.
8. Vgl. dazu auch hlessingur neben klessingur »Durchfall bei Schafen« mit Beleg
aus Breiddalur (Blondal).
9. S. Feilberg II 174/5.
10. So lt. Isl. 8: ’kåahlass, begar bad er I einu lagi’.