Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 463
ZUCHTEBER
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Deren åltestes, das bereits idg. (germ.-lat.-slaw.) jQfurr, wurde in
seiner eigentlichen Bedeutung im Nord. schon sehr friih verdrångt, da
es schon im Anord. nur in literarischer Sprache, meist als poetische
Bezeichnung fur »Fiirst, Konig«, und in Personennamen vorkommt26.
Ebenso ist das gemeingerm. bqrgr, das urspriinglich den verschnittenen
Eber bezeichnet, schon anord. auf die poetische Sprache beschrånkt27.
Bei der Frage nach dem Verhåltnis von rone/runi und galt(e)/goltur
ist es vor allem wichtig, festzustellen, ob wir auch rone als urspriinglich
gemeinnord. ansetzen konnen. Zetterholm28 hat iiberzeugend nach-
gewiesen, dass das dån. und siidschwed. Wort fur den (zuchtfåhigen)
Eber, orne, durch Metathese aus rone entwickelt sein muss. Zwischen
dem Gebiet von orne und Norwegen ist auch in Westschweden
(Bohuslån, Dalsl., Vårmi. bis Nårke und westl. Våstm.) die Form
rane im Gebrauch. Ostlich anschliessend kommt in Sorml., O-Gotl.
und im nordostl. Små 1. die Form rånte (runte, ronté) vor, die Zetterholm
(S. 17) als hypokoristische Bildung zu rane oder zum Verb råna »brunstig
sein« (vgl. § 232) erklårt. In Estland sowie in Fin ni and, vor allem im
Siiden, vereinzelt aber auch in Osterb.29, erscheint wiederum råne.
Daneben ist in Finnland sowie auch in Hårjed. die Zss. rånagalt
(rånigalt uå.) verbreitet, die Zetterholm (S. 27) aber zum Adj. rån
(mit Erweiterungen) »geil, brunstig« stellt. Das Subst. rone, råne zeigt
demnach eine im wesentlichen sudskand. Verbreitung, und wir besitzen
keine sicheren Anhaltspunkte, die eine urspriinglich gemeinnord. Ver-
gjeldgris; galte und rone scheinen hier iiberhaupt nicht gebråuchlich zu sein);
Sogn o.F. 23, avlsgris Sogn o.F. 24a. Ober aisl. grlss als Synonym zu galti s. S.
427, Anm. 1, iiber entsprechenden Gebrauch des Wortes in schwed. Mundarten
Zetterholm 1953, S. 20 f. Umgekehrt wird galtie)im Norw. vereinzelt spez. von
jungen månnlichen Schweinen gebraucht, wahrend rone den ausgewachsenen
Zuchteber bezeichnet: so in Rog. 6; Nordi. 8.
26. Vgl. Fritzner II 243; Cl-Vigf. 327; Lex. Poet. 330; Johannesson, Et.Wb.
55; De Vries 294 sowie jetzt vor allem H. Beck, DasEbersignum im Germanischen
(Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germ. Volker,
N.F. Bd. 16, Berlin 1965), SS. 10 und 183 ff. Uber einige dån. Ortsnamen, die
moglicherweise dieses Wort (als Appellativ) enthalten, s. Zetterholm 1953, S. 30.
27. Vgl. Cl-Vigf. 92; Lex. Poet. 76; De Vries 70; Johannesson, Et.Wb. 615.
28. S. Zetterholm 1953, S. 9 ff. (mit Hinweisen auf die åltere Literatur zu diesem
Problem), dazu Karte 1; vgl. auch Lindqvist, Sydvåst-Sverige II, Karten 279.
305 b.
29. Vgl. hiezu auch Vendell 769 a.