Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 177
BLÅTTERMAGEN
147
damals Siidostnorwegen nicht zugehorte. Einerseits scheint -lake
den schwed. Dialekten vollig zu fehlen13, anderseits lassen sich in Sud-
Ur>d Siidostnorwegen zwei Typen nachweisen, denen mindestens
ebenso hohes, ja zT. wohl noch hoheres Alter zuzusprechen ist:
a) fill, fils m. im Gebiet um den Oslofjord. Die Form fils kommt in
Østf. vor, die Form fill als Simplex nur im untersten Hall. (Busk. 8)14,
doch lebt sie vermutlich auch noch in der Zss. fillekal(l)un (lt. Busk. 1
fillkællon)15, die in benachbarten Teilen des unteren Busk.18 sowie vor
allem in Vestf. erscheint, fort (zu kal(l)un n. »Kaldaunen, Eingeweide«,
dann fachsprachlich vom Labmagen17, dialektal vereinzelt anscheinend
auch vom Blåttermagen). Wie Hjalmar Falk, MM 1929: 12, gezeigt
hat, lassen sich die beiden Varianten auf germ. *feliz-, *felis- (zu lat.
Pellis »Haut«; vgl. lat. centi-pellio »Blåttermagen«) zuriickfiihren, deren
grammatischer Wechsel auf Akzentwechsel in der Flexion beruht und
somit fiir diese Bildung hohes Alter erweist.
b) lesningspose18, lessingspose19 im oberen Tel., løysingspose in V-Agd.
1920, neslingepose Set. (A-Agd. 18-20)21. Obwohl, wie der Vergleich
mit den Angaben der Worterbiicher zeigt, schon lange auf ein rel.
kleines Gebiet Siidnorwegens (westl. Tel., Set. und Teile von V-Agd.)
beschrånkt, handelt es sich hier (wie auch die verschiedenen Umbildun-
gen zeigen) wegen der aussernordischen Beziehungen um eine sehr alte
Bildung. Wie wiederum Hj. Falk, aaO., dargetan hat, lassen sich ihr
die gleichbedeutenden schwed. dial. låsa-, lesu-kuppå, steirisch Leser,
koser, wozu noch schweizdt. Leser m., Lesi n. gefiigt werden kon-
nen22, ferner ostschwed. lesa {låso) »Runzel, Falte«, ahd. lesa »Fal-
te« vergleichen, so dass wir ein urspriingliches *les(n)ing m. »der mit
Falten Versehene«, das spater durch -pose erweitert wurde, annehmen
konnen.
13. Dagegen gehortålt. dån. lag(e)læp »Blåttermagen«(Kalkar II732) moglicherweise
als tautologische Erweiterung (vgl. anord. leppr »Zeuglappen«) unmittelbar dazu.
14. Von Aasen wird sie allgemeiner mit ’Busk.’ lokalisiert.
15- Die gewohnliche zweisilbige Form des ersten Gliedes diirfte auf Anlehnung an
filla f. »Fetzen, Lappen« beruhen.
16. Auch bei Flatin, Numedal IV 87.
17- Vgl. NROB I 2297.
18. Tel. 13, lt. Ross auch in Vinje.
19- Tel. 6.
20. Lt. Aasen løysningspose auch in Tel.
21- Lt. Hjalmar Falk, MM 1929: 12, Fn. 1 neslingpose auch in Tel. Skafså(Mo hd.).
22. Vgl. Schweiz. Id. III 1419 f.