Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 97
KLEINVIEH
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Ein Typus, der einst von Siidnorwegen bis mindestens in den Tr.,
jedoch mit deutlich westlicher Orientierung, verbreitet gewesen sein
muss, liegt dagegen in smålog (smålåg usw.) vor. Dieses Wort wird
gewohnlich als neutr. PI. gebraucht43, an mehreren Orten jedoch auch
im Sg. (eit smålog)44, und tritt im FB in zahlreichen Schreibungen auf,
deren Deutung zT., bes. im Hinblick auf die Quantitåt der Vokale,
Schwierigkeiten bereitet. Sicher ist, dass wir wenigstens tw. mit Lange
beider Vokale (små'låg lt. Hellemo, Suldal), anderseits aber in Tel.
und Agder sowie in Hord. 3,7 mit regressivem Vokalausgleich: smolog,
smolog u.dgl.45, zu rechnen haben. Zu erwåhnen sind ferner die Formen
smålau Rog. 7,10, smålaug Rog. 20a; Hord. 846, smålo V-Agd. 4;
N-Møre/Fosna (lt. Ross47). Durch Kreuzung mit smale erklårt sich
smalo V-Agd. 5,12,13.
Von den Lautformen wie auch von dem vorwiegenden Gebrauch des
PI. aus gesehen, erscheint Torps Herleitung aus dem PI. von *smålag
»Wert eines Stiicks Kleinvieh, eines Schafes (6 *små-lQg = 1 kyrlag)«
als einwandfrei48. Merkwiirdig scheint dabei nur, dass das Wort anorw.
nirgends belegt ist, da es sich, falis Torps Etymologie richtig ist, ur-
spriinglich um ein Rechtswort handelt. Gerade der urspriingliche Ge-
brauch als Rechtswort konnte jedoch die Tatsache erklåren, dass sich
kaum ein geographisches Gebiet nachweisen låsst, in dem es einst allein-
herrschend gewesen sein konnte, sondern dass es in so auffålliger Weise
in die Bereiche der sicher alten Typen smale und fenad eingelagert ist49.
Es erscheint heute fast ausschliesslich in Siidwestnorwegen: im westl.
43. Lt. Aasen und Hellemo, Suldal (S. 121).
44. So lt. Tel. 4,16; A-Agd. 19,20b; V-Agd. 12,19; Rog. 4a,5,7,10,12,13,14a/b,
16,17,18a, 19,20a,21,22,24,25b; Hord. Ib,3,4,7,8,9.
45. Vgl. Torp 658; Seip, Åsdølm. § 105; Skulerud, Tinnsm. SS. 600. 604 f. 654
sowie vor allem A. B. Larsen, Om vokalharmoni, vokalbalangse og vokaltil-
jævning i de norske bygdemaal (VS Forh. 1913, Nr. 7), S. 18 ff.
46. Vgl. zu diesen Formen Ross NB. XV 104; Thorson, NA-Ryfylke S. 75.
47. Vgl. zum Schwund (oder Schwåchung) von g Ross NB. X 59; XIII 55; Johnsen,
Kristiansand S. 103.
48. S. 658. Die Grundbedeutung ist zwar bei Torp reichlich unklar formuliert, kann
aber kaum in einem andern als dem umschriebenen Sinn aufgefasst werden. Als
Stutze fiir Torps Etymologie kann das in Bjorgynjar Kålfskinn belegte smalakyrlag
»Kos Værdi betalt med Smaafæ« (Fritzner III 441) angefuhrt werden.
49. Eine weitere Erklårungsmoglichkeit ergåbe sich allerdings durch die Annahme
einer urspriinglichen Bedeutung »junges Kleinvieh«, die lt. mundlicher Mitteilung
von Archivchef Dr. Per Hovda, Oslo, in Rog. Hjelm. (tw. ?) vorkommen soli,
sonst jedoch nirgends belegt zu sein scheint.