Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Síða 30
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LE NORD
Finnen im Begriffe, Festungen zum Schutze gegen die Feinde zu
bauen. Im Zeitalter der Kreuzzvige sehen wir sie in wildem Kampf,
um ihre eigene Kultur und Religion zu verteidigen. Schon in
dieser fernen Zeit tritt uns die finnische Frau entgegen, die Waffe
in der Fíand, um dem Feinde Widerstand zu leisten!
Nach den Kreuzziigen, als die Eroberungen durch Niederlas-
sungen und Befestigungen geschiitzt wurden und die verschiede-
nen Stámme allmáhlich zu einem Ganzen zu verschmelzen began-
nen, fingen andererseits auch die Russen an, ihre Fíerrschaft nach
Norden und Osten hin zu erweitern, indem sie Kirchen und
Klöster in der Náhe der östlichen Grenze Finnlands bauten. Aber
die finnischen Frauen jener Zeit, insbesondere in den Grenzge-
bieten, konnten sich niemals ganz sicher fiihlen. Oft hing die
Armbrust fertig gespannt uber ihrem Bett, und es kam auch
háufig vor, dass auf den Gipfeln der Berge von den Frauen die
»Kriegsflammen« angezúndet wurden, um den abwesenden Mán-
nern vom Herannahen des Feindes Nachricht zu geben. Und wie
oft waren sie nicht gezwungen, sich mit ihren Kindern in die
Wálder zu begeben, um lange Zeit hindurch dort in kleinen, ver-
steckten Hútten zu leben, wo Hunger und Kálte zu Gaste waren.
Eins vergassen sie aber nicht einmal in diesen ármlichen Verhált-
nissen: das von den Vorfahren úberkommene Erbe, einen herr-
lichen Schatz von Liedern und ihre nationale Kultur. Dies waren
Werte, die gehútet werden mussten, um den kommenden Ge-
schlechtern úberantwortet zu werden. —
Im Laufe der folgenden 300 Jahre gab es in Finnland keine
einzige Provinz, deren Einwohner sich hátten sicher fúhlen kön-
nen. In zwei Jahrhunderten wurden in Finnland 20 Kriege ge-
fúhrt, »den Grossen Unfrieden« mit eingerechnet: Es waren 148
Kriegs- und nur 68 Friedensjahre. In Kriegszeiten mussten oft
alle Mánner das Haus verlassen und in die Schlacht ziehen. Dann
mussten Frauen und Töchter zur Pflugsterze greifen, Haus und
Acker bestellen, ja sogar neuen Acker im Bruchwald roden. Das
war freiwillige Arbeit, von einem zum Aussersten getriebenen
Pflichtgefúhl getragen, anspornend und entwickelnd in ihrer
Hárte und Strenge. — Als der »Grosse Unfriede« endlich vorbei
war, stand ein Viertel aller Höfe Finnlands öde und leer; zuletzt
waren nur 7000 Mann da, um Finnland zu verteidigen. Jahr-
zehnte hatten die Russen unter der schutzlosen Zivilbevölkerung
ihr Unwesen getrieben, und Frauen wurden oft ganz nackt auf
schneebedeckten Wegen von den Kosakentruppen fortgeschleppt.