Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Blaðsíða 32
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LE NORD
sich. Auch den Frauen wurden neue Erwerbsquellen eröffnet.
Manches junge Bauernmádchen verliess die schwere Arbeit auf
dem Lande, um sich bei einer stádtischen Familie eine Dienst-
mádchenstelle mit leichter erworbenem Brot zu suchen. Den
Wohlhabenderen eröffnete sich wiederum die Möglichkeit, sich
dem Studium zu widmen und dann die Beamtenlaufbahn nach
der einen oder der anderen Richtung hin einzuschlagen. Uber
die verschiedenen Bescháftigungsgebiete der finnischen Frauen
gibt nachstehende Statistik vom Jahre 1930 einige Aufschlusse.
Anzahl der Frauen in den Gewerben % der Gesamt- zahl der Arbei- tenden
Landwirtschaft 468,465 43
Gartenbau, Molkereibetrieb, Waldwirtschaft,
Renntierzucht, Jagd und Fischerei 4,875
Industrie und Handwerk 65,193 26
Verkehr 7,375 14
Handel 39,303 51
öffentliche Amter und freie Gewerbe 27,846 45
Andere Anstellungen 19,515 67
Hausgehilfinnen 36,089 96
Arbeiterinnen ohne feste Anstellung 35,491 37
704,152 40.8
In welchen Verháltnissen lebte nun die finnische Frau noch
vor 100 Jahren? Allenthalben war sie von kleinlichen, beschránk-
ten Gesetzen und konventionellen Anschauungen umgeben. Es
gehörte Mut dazu, in diese Mauer eine Bresche zu stossen. Die
Frauenbewegung stand aber in so engem Kontakt mit den ver-
schiedenen Strömungen, die am Ende des vorigen Jahrhunderts
fiir die Entwicklung der Verháltnisse in Finnland von ausschlag-
gebendem Einfluss waren, dass man ihr keine Flindernisse mehr
in den Weg legen konnte.
Finnland wurde bekanntlich im Jahre 1809 mit Russland
vereinigt, ihm war aber feierlich die Autonomie zugesichert wor-
den, es sollte »eine Nation unter anderen Nationen« sein. Gerade
um diese Zeit wurde die alte finnische Poesie entdeckt und ans
Tageslicht gebracht. Die Geschichte Finnlands wurde zum Gegen-
stand der Forschung gemacht. Das Bewusstsein der nationalen
Eigenart erwachte, und die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts
wurden eine Epoche máchtigen, kraftvollen Aufschwungs des