Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Blaðsíða 221
OTTO JESPERSEN
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seiner Lehre von den drei grammatischen Rangklassen nimmt er
von der alten Theorie Abstand, nach der die Wortklassen nach
ihrer Funktion im Satze bestimmt werden, wáhrend man um-
gekehrt von substantivischem, adjektivischem und adverbialem
Gebrauch eines Satzgliedes sprach. Jespersen schafft hier klare
Begriffe: die Definition der Wortklasse betrifft nur das Wort
selbst in seinen verschiedenen Formen; innerhalb der verschie-
denen Wortverbindungen muss man aber nach der Selbstándigkeit
des Wortes im Verháltnis zu anderen Wörtern und Gliedern
scheiden, und in dieser Weise hat er drei Rangklassen aufgestellt:
primáre, sekundáre und tertiáre Glieder, die ihrerseits sowohl
Einzelworte wie Wortverbindungen und ganze Nebensátze sein
können. Nexus ist populár ausgedriickt ein Satz oder ein Satz
im Keim (er fand den Vogel weggeflogen, vgl. er fand,
dass der Vogel weggeflogen war; er sah ihn kommen, vgl.
er sah, dass er karrí), und die Nexustheorie bringt in einer durch-
aus befriedigenden Weise einen Zusammenhang zwischen meh-
reren Konstruktionen, die sonst in verschiedenen Teilen der
Grammatik isoliert behandelt worden waren. Die Stárke des
grammatischen Systems von Jespersen liegt gerade darin, dass
es natiirlich zusammenhángende Dinge in ihrem Zusammenhange
belásst und diese Zusammenhánge erklárt und aufzeigt. Darum
wirkt es so lebendig, nicht wie ein trockenes Skelett, an das man
verschiedene Formen anhángt.
Auch mit seiner Muttersprache hat sich Jespersen befasst. Wie
bereits erwáhnt, hat er eine Phonetik der Muttersprache (Moders-
maalets Fonetik) geschrieben, und er war Mitredakteur und eifri-
ger Mitarbeiter an der Zeitschrift Dania. Eine Auswahl dessen,
was er auf und uber Dánisch geschrieben hat, ist in Gedanken
und Studien (Tanker og studier) gesammelt. — Und seit seiner
Jugend ist er nordisch eingestellt gewesen. Zusammen mit seinen
beiden Freunden, dem Norweger Aug. Western und dem Schwe-
den J. A. Lundell, stiftete er in den 8oer Jahren den nordischen
Verein Quousque tandem, der eine Reihe von Jahren hindurch
fiir die Einfiihrung einer Reform des Sprachunterrichts wacker
kámpfte. Es mag auch erwáhnt werden, dass er zu dem gros-
sen Englisch-danisch-norwegischen Wörterbuch des Norwegers
Brynildsen die Lautschrift beigesteuert hat.
Seine allgemeinen grammatischen Theorien hat Otto
Jespersen mehrmals behandelt. Besonders sind hier zu nennen
seine Philosophy of Grammar (1924), System of Grammar