Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Page 83
INDUSTRIE UND LANDWIRTSCHAFT
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die Veredelungsproduktion und ihre Konkurrenzfahigkeit auf der
Eignung unserer Bevölkerung, hochqualifizierte Arbeit zu leisten.
Auch in dieser Beziehung stehen Industrie und Landwirtschaft
auf gleicher Stufe. Die Bedeutung des Handels und der Schiffahrt
fur unsere beiden Haupterwerbszweige und damit fiir den Ge-
samtumsatz in unserer Volkswirtschaft sind in diesem Zusam-
menhange stark hervorzuheben.
Sind also die Bedingungen in Friedenszeiten fiir Industrie und
Landwirtschaft fundamental gleich, so gilt dies in noch höherem
Masse in der jetzigen Situation, wo die beiden Erwerbszweige ein
gleiches Schicksal teilen miissen. Eine Zeitlang können sie mit den
alten Vorráten weiterarbeiten. Aber der Tag ist nicht mehr fern,
an dem die Rohwarenvorráte infolge der fehlenden Zufuhr vom
Auslande so knapp werden, dass dieser Umstand verhángnisvolle
Folgen fiir die dánische Produktion und Bescháftigungsziffer
haben muss.
Wir sehen bereits, wie die Landwirtschaft im Begriffe ist,
ihren Haustierbestand zu halbieren, und in der Pflanzenzucht
wird der Mangel an Dungemitteln im Laufe dieses Jahres stark
fiihlbar werden.
Was die Industrie betrifft, so sind wir hier Zeugen einer stei-
genden Arbeitslosigkeit; am Ausgang des Jahres 1940 waren iiber
100,000 Arbeiter arbeitslos, und es ist sogar zu befiirchten, dass
wir uns nur am Beginn einer unglucklichen Entwicklung befinden.
Berechnungen, die vor einigen Monaten in dem Blatt »Ingeniören«
von Diplom-Ingenieur, Dr. techn. P. H. Bendtsen veröffentlicht
wurden, scheiner. zu zeigen, dass wir darauf vorbereitet sein miis-
sen, dass die Arbeitslosenziffer infolge Rohstoffmangels, wenn der
Krieg lange dauert, von 100,000 auf 300,000 steigen wird; der
Hauptteil der Arbeitslosen wird auf die Industrie entfallen, aber
auch Handels- und Transporttátigkeit wird hart getroffen wer-
den.
Unter so drohenden Umstánden miissen die Erwerbszweige
sich in dem Bestreben vereinen, der Bevölkerung des Landes in
der Zeit der Not Nahrung, Kleidung und Heizmaterial zu be-
schaffen; dies sollte aber am besten in der Weise geschehen, dass
die Erlangung der Lebensbediirfnisse in grösstmöglichem Umfange
fnd Arbeit entgolten wird. Hilfe ohne Gegenleistung wird sich
Augenblick leider nicht vermeiden lassen, sollte aber auf das
geringstmögliche Mass eingeschránkt werden.
Die Möglichkeit, die Bescháftigung in der Landwirtschaft auf
iange Sicht durch Landgewinnungsarbeiten zu verbessern, wurde