Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Blaðsíða 172
DIE ESTLANDSSCHWEDEN
Von Gerhard Hafström,
Sekretár des Komitees fiir die Rogöschweden.
IN den Kiistengegenden des nordwestlichen Estland und auf
den davor gelagerten Inseln hat es bereits seit dem fríihen
Mittelalter eine sesshafte schwedische Bevölkerung gegeben,
deren Anzahl sich bei der letzten Volkszáhlung (1934) auf etwa
8000 Personen belief. Der iiberwiegende Teil, etwa 85 %, ist auf
dem Lande angesiedelt und vorzugsweise in der Landwirt-
schaft, Fischerei und Seefahrt tátig. Die eigentliche schwedische
Siedlung liegt vor der Stadt Hapsal und umfasst die Halbinsel
Nuckö, zu der die fast rein schwedische Gemeinde Rickholz und
die gemischte Gemeinde Suttlep gerechnet werden, sowie die
kleine Insel Odinsholm. Diese liegt draussen im Finnischen Meer-
busen, eine Meile nordwestlich von Estlands nordwestlichster
Landspitze. Sie wurde bis zum russischen Einmarsch in Estland
im Jahre 1940 ausschliesslich von Schweden bewohnt. Siidöstlich
von Odinsholm liegen die bis zur Evakuierung im gleichen Jahre
ausschliesslich von Schweden bewohnten Inseln Gross und Klein
Rogö vor Baltischport."') Ein anderes grosses Siedlungsgebiet ist
Worms (Ormsö) mit einer schwedischen Bevölkerung von etwa
2500 Personen. Rein schwedisch ist schliesslich die kleine, in der
Rigaer Bucht isoliert belegene Insel Runö. Eine schwedische An-
siedlung befindet sich ebenfalls auf Nargö vor Reval, von wo die
Bevölkerung bereits wáhrend des vorigen Weltkrieges evakuiert
wurde, nach dessen Ende die Mehrzahl trotzdem zuriickkehrte.
östlich von Rickholz befinden sich, vor allem in den Gemeinden
Korkis und Wichterpals, kleinere schwedische Ansiedlungen,
welche die letzten Reste einer ursprunglich lángs der ganzen est-
nischen Nordkuste bis nach Wierland hin ausgedehnten, zusam-
menhángenden schwedischen Siedlung darstellen. Das Ausdeh-
nungsgebiet der schwedischen Siedlung war im Mittelalter wesent-
lich grösser als in unseren Tagen. Es umfasste u. a. das ganze
nödliche Dagö und siidliche ösel sowie eine zahlreiche stádtische
Bevölkerung, vor allem in Narva, Hapsal und Reval; in den letzt-
genannten beiden Stádten wohnen heute noch viele Schweden.
*) Siehe hieriiber eine neuerschienene wertvolle ethnographische Ar-
beit: »Ragöborna« (»Die Bewohner von Rogö«) von Per Söderback, Nor-
diska Museets handlingar, Nr. 13 (379 Seiten), Stockholm 1940.