Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Blaðsíða 72
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LE NORD
dern norwegischen Maler gewannen aber die Bilder von Renoir
und Matisse, die er auf einer Ausstellung in Oslo kennen lernte.
Sobald wie möglich reiste er nach Paris, wo er die Malschule von
André Lhöte besuchte. Spater malte er selbstándig und erlangte
schnelle Erfolge. Yielleicht zu schnelle, denn sie brachten ihn in
das Kielwasser des russisch-französischen Modemalers Kisling.
Recht viele kiinstlerische Einflusse haben auf Gunnlaugur Blön-
dal im Laufe von wenigen Jahren eingewirkt. Er ist mit íhnen
noch nicht ganz fertig geworden. Seine endgultige Form hat der
begabte junge Islánder noch nicht gefunden. Man kann erwarten,
dass er in Island, wohin er jetzt zurúckgekehrt ist, die allzugefál-
lige Malweise úberwindet, die einige seiner Portraits und Akte
kennzeichnet. Bei der Wiedergabe islándischer Menschen und
Landschaften — z. B. in Hafenbildern — hat er schon jetzt eine
grössere kúnstlerische Selbstándigkeit erreicht.
Das Gegenstúck zu Blöndal ist Finnur Jónsson. In seinen
frúheren Bildern war der derbe Einfluss der deutschen Sturm-
bewegung ebenso deutlich wie der mondaine bei den Bildern Blön-
dals. Eine Zeitlang malte Finnur Jónsson futuristisch. Als er spá-
ter wieder mehr konkrete Bilder schuf, fand er einen eigenen, ro-
busten, aber lauteren Stil. Ebenso wie Kjarval war er Fischer, be-
vor er Maler wurde, und seine ersten Jugendeindrúcke sind auch
seiner Kunst zugute gekommen. Es gibt sehr kraft- und eindrucks-
volle Seestúcke und Fischerportraits von ihm. Er hat als erster
eine Malschule in Reykjavik gegrúndet.
Durch die reprásentative islándische Ausstellung in den klassi-
schen Kopenhagener Ausstellungsráumen auf Charlottenborg itn
Dezember 1927 und die anschliessende, von der Nordischen Ge-
sellschaft organisierte, Wanderausstellung in Deutschland wurde
die europáische öffentlichkeit zum ersten Male mit der islándi-
schen Malkunst bekannt. Es war ein grosser kúnstlerischer Er-
folg. Die Jón Stefánsson Ausstellung in Hamburg einige Jahre
spáter fand solche Beachtung, dass die angesehene Zeitschrift fúr
kúnstlerische Kultur »Der Kreis« eine Island-Nummer heraus-
gab. Sie enthielt, unter anderem, auch die Eröffnungsrede von
Gunnar Gunnarsson, die mit folgenden Worten schloss:
»Es ist ein Glúck fúr Island und sollte jeden Islánder mit tiefer
Freude erfúllen, dass Island einen solchen Sohn geboren hat. Rich-
tiger sich selbst in ihm geboren hat. Wenn man islándisches Wesen
kennen lernen will, sollte man zu Jón Stefánsson gehen. Es hat