Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Síða 243
DÁNISCHE SELBSTVERSORGUNG
Von Chr. H. Olesen,
Vorsitzendem des Landesvereins »Danische Arbeit«.
"T"ACHDEM die moderne industrielle Entwicklung ihren
PSJ Einzug in Dánemark gehalten hatte, hat dieses Land in
-E n den folgenden Jahren unter Friedensverháltnissen einen
Aussenhandel gehabt, der pro Kopf der Bevölkerung zu den
grössten der Welt gehörte. Von allen Lándern der Welt hatten im
Jahre 1938 nur Neuseeland, Norwegen und Island einen grösse-
ren Aussenhandel pro Einwohner als Dánemark; die Zahlen
betrugen in skandinavischen Goldkronen fiir Neuseeland 608,3,
fiir Island 441,5, fiir Norwegen 368,3 und fiir Dánemark 325,0.
Dánemark war also unter normalen Verháltnissen ein Land,
dessen »Selbstversorgungsgrad» sehr niedrig lag, ein Land, dessen
Wirtschaft in sehr hohem Grade auf den internationalen Han-
delsverbindungen aufbaute. Die Ursachen hierfiir sind leicht zu
finden; Dánemark ist ziemlich arm an Rohstoffen, namentlich
fiir die Industrie; aber dank seiner Lage hat es besonders gute
Transportverbindungen nach dem Auslande, und seine Bevölke-
rung besitzt bedeutende technische und merkantile Fáhigkeiten;
bei freiem Welthandel muss sich Dánemark daher ganz natiirlich
zu einem Veredelungs- und Verarbeitungsland grossen Stiles ent-
wickeln. In den vergangenen Jahren hat das Land denn auch in
Industrie und Landwirtschaft eine recht bedeutende Produktion
aufweisen können, die — und das gilt besonders fiir die Land-
wirtschaft — auf den auslándischen Absatz berechnet war und
zum grössten Teil mit eingefiihrten Rohwaren und Hilfsstoffen
arbeitete. Als ein Glied dieser ganzen Entwicklung mag die bedeu-
tende Stellung erwáhnt werden, die dánische Reedereien an vielen
iiberseeischen Plátzen einnahmen, und auch auf anderen Gebieten
hat sich dánischer Unternehmungsgeist im Auslande entfaltet, z. B.
in grossen Ingenieurarbeiten. Ein weiterer Ausdruck der friiheren
intimen Verbindung mit der Umwelt waren die zahlreichen Linien
fiir Personen- und Giiterbeförderung, die Dánemark mit anderen
Lándern verbanden, vor allem mit den Nachbarlándern. Zweifels-
ohne hat diese Entwicklung den besonders hohen Lebensstandard
bedingt, den das dánische Volk zu normalen Zeiten erreicht hat-
te; man hat sich aber, namentlich in den letzten Jahren, der Tat-
sache nicht verschliessen können, dass eine solche Wirtschafts-
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