Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Síða 113
RASSISCHE ZUSAMMENS. D. FINN. VOLKES 107
Die in der anthropologischen Weltliteratur iiber die Finnen
gegebenen Nachrichten gríinden sich meistens auf sehr alte Unter-
suchungen. Die Finnen haben ja schon sehr friih die Aufmerksam-
keit der Anthropologen auf sich gezogen. Besonders lebhaft
wurde das Interesse, nachdem die Professoren Anders und Gustav
Retzius aus Schweden und Professor Virchow aus Deutschland
festgestellt hatten, dass die Finnen hellaugige und blondhaarige
Kurzköpfe waren. Rudolf Virchow, der weltberiihmte Professor
der pathologischen Anatomie, hatte im Jahre 1874 eine For-
schungsreise nach Finnland gemacht. Seine Beobachtungen schil-
derte er folgendermassen: »Ich kann meine Erfahrungen iiber
die Farbe der Finnen im Ganzen dahin resiimieren, dass wir
eigentlich briinette Finnen gar nicht gesehen haben; ich kann
sagen nicht einen einzigen. Personen, welche braune Augen hat-
ten, waren so selten, dass ich in meinen Aufzeichnungen nur
einzelne wenige Exemplare habe notieren können, und auch diese
waren kaum briinett in ihrer ganzen Erscheinung zu nennen.
Sonst sind durchweg alle Niiancierungen von Blau vertreten, hau-
fig das allerlichteste Wasserblau, ein fast weissliches Blau bis zum
dunkelsten Kornblumenblau herauf; vielfach erschienen auch
graublaue Niiancierungen. Wo wir auch waren, östlich sowohl
wie westlich, fanden wir weit iiberwiegend blaue Augen und
eine im Ganzen helle Hautfarbe. Natiirlich bei Leuten, die viel
im Freien und den Wirkungen der Sonne ausgesetzt sind, zeigte
sich die helle Hautfarbe nur an Teilen, die fiir gewöhnlich
bekleidet waren.... Es ist deshalb ganz unzweifelhaft festge-
stellt, dass, welchen Stamm man auch im Siiden Finnlands unter-
suchen mag, alles hellfarbig ist. .. .« Dann setzt er fort: »Es ist
aber gewiss von höchster Bedeutung, dass wir jetzt wissen, dass
die Finnen blond sind, dass sie also mit den als briinett ausgege-
benen Brachycephalen von Deutschland, Frankreich und Italien
in keinem Zusammenhange stehen. Es gibt demnach auch blonde
Brachycephalen, denn die Brachycephalie sámtlicher finnischen
Stámme in Finnland ist iiber allen Zweifel erhaben.«
Ein Jahr friiher, im Sommer 1873 unternahm G. Retzius
eine Forschungsreise nach Finnland. Nach seinen Beobachtungen
unterschied er zwei einander recht ungleiche Grundtypen welche
er den tavastlándischen und den karelischen nannte. Der erstere
tritt in Tavastland und auch in Savo hervor, wáhrend der letz-
tere in Karelien vorkommt. Den tavastlándischen Typus haben
viele spátere Forscher als eine selbstándige Rasse — »Ostbaltische