Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Page 223
OTTO JESPERSEN
217
graphie durchgefiihrt, in erster Linie den Gebrauch der kleinen
Buchstaben bei Gattungsnamen.
Der hervorragende amerikanische Sprachforscher und An-
thropologe Edward Sapir gab in Politiken’s Huldigungs-Enquéte
zu Jespersens 70. Geburtstag folgende kurze und treffende, an
Jespersen selbst gerichtete Charakteristik der Arbeit des dáni-
schen Sprachforschers:
“Your work has always seemed to me to be distinguished by
its blend of exact knowledge, keenness of analysis, ease and
lucidity of style, and in an imaginative warmth that is certainly
not common in scientific writing.”
Die Bemerkung iiber die innere Wárme verdient behalten zu
werden. Jespersen hat immer etwas auf dem Herzen. In seiner
wissenschaftlichen Arbeit steckt ein brennender Eifer, die Wahr-
heit und den Zusammenhang zwischen den Dingen zu suchen.
So manches Mal hat er mit alten Vorurteilen und Unsitten auf-
geráumt, und wenige können wie er mit seiner Kombination von
Wissen, Scharfsinn und “common sense” (“which is a very good
thing in a professor,“ wie Bernard Shaw eben im Hinblick auf
Jespersen gesagt hat) die Dinge auf den rechten Platz stellen.
Oft, besonders in seinen jiingeren Tagen, hat er andere scharf
kritisiert.
Er glaubt jedoch nicht, dass alle wissenschaftlichen 'Wahrhei-
ten gleich wertvoll seien. Er hat in seinen Hauptwerken stets auf
wirklich grundsátzliche Fragen Gewicht gelegt. Die Wissenschaft
ist fiir ihn nicht wegen ihrer selbst, sondern um der Menschen
willen da. Darum hat er eine so grosse und so fruchtbare Arbeit
fiir den Sprachunterricht leisten können, darum hat er viele Jahre
lang fiir die Einfiihrung einer internationalen Hilfssprache ge-
arbeitet. Er hat an der Ausgestaltung des »Ido« mitgearbeitet und
hat selbst schliesslich das »Novial« konstruiert.
Ihrer Natur nach ist die Wissenschaft international, wenn
auch der einzelne Forscher und die einzelne wissenschaftliche
Arbeit immer mehr oder weniger das Gepráge ihrer Nation tragen
werden. Jespersen ist in Dánemark einer von denen, die am
meisten fiir die internationale Zusammenarbeit geleistet haben. So
war er unmittelbar nach dem vorigen Weltkriege eifrig bemviht,
die Verbindungen zwischen den Wissenschaftlern der kriegfiih-
renden Lánder wiederherzustellen. Hier hatten seiner Ansicht
nach die Neutralen eine grosse Mission zu erfiillen, und er iiber-
nahm sein Teil daran. Auf internationalen Kongressen hat er