Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Page 220
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LE NORD
sche und eine englische Phonetik. Hieran schliessen sich seine
vielen Sprachlehrbiicher (einige davon in Gemeinschaft mit
anderen Sprachlehrern herausgegeben). Wenn der Sprachunter-
richt und die Kenntnis fremder Sprachen bei uns in Dánemark
so hoch stehen, gebiihrt die Ehre dafiir Otto Jespersen und seinen
Schiilern. Er war Mitglied der Kommission, welche die neue
dánische Ordnung fiir die höheren Schulen vom Jahre 1903 aus-
arbeitete, in der auf Kosten besonders der klassischen Sprachen
mehr Gewicht auf die modernen Sprachen und auf die natur-
wissenschaftlichen Fácher gelegt wurde. In seinem Beitrage zum
Gruss an Otto Jespersen schrieb der Schriftsteller Sven Clausen:
»Die neue Schulordnung ist in meinen Augen Otto Jespersens
grösstes Verdienst. Es ist von unschátzbarer Bedeutung, dass sie
— 1940 — 37 Jahre lang gewirkt hat.« Es besteht kein Zweifel,
dass diese »auf die Aussenwelt eingestellte Schulordnung«, wie
Sven Clausen sie nennt, der Generation, die unter ihr herangebil-
det wurde, eine Weitsicht und Vorurteilslosigkeit gegeben hat,
die ihr gerade in den letzten zwei Jahren eine gute Stiitze gewesen
sind. Die Zeit ist jedoch noch nicht dazu reif, in dieser Hin-
sicht die Bilanz zu ziehen.
Doch zuriick zu Jespersens wissenschaftlicher Arbeit. Natiir-
lich hat er innerhalb seines Lehrfaches an der Universitát eine
grosse wissenschaftliche Arbeit geleistet. 1904 erschien sein un-
gewöhnlich gut geschriebenes Werk Growth and Structure of
the English Language, eine Schilderung der Entwicklung, welche
die englische Sprache zu dem gemacht hat, was sie ist, und eine
Beschreibung ihrer grammatischen und stilistischen Struktur
und der Quellen, aus denen ihr Wortschatz geschöpft ist. Es ist
dies ein ungewöhnlich geistreiches und anregendes Werk, das
schon mehr als einen Studenten dazu bewogen hat, ein Studium
aufzugeben, das nicht sein Interesse hatte, um Sprachen zu stu-
dieren. — Jespersens Hauptwerk ist die grosse Modern English
Grammar, von der bisher fíinf dicke Bánde erschienen sind und
der sechste bald zu erwarten ist. Der erste Band ist eine englische
Lautgeschichte. Die iibrigen bisher erschienenen Bánde behandeln
syntaktische Fragen. Jespersen wendet hier seine grammatx-
schen Theorien auf einen konkreten Stoff an. Im Gegensatz zu
vielen friiheren Grammatikern, die den Stoff nach Wortklassen
ordnen, geht er nach grammatischen Kategorien vor, Zahl, Zeit,
Komparation, Negation, Rang, Nexus usw. Die Theorien fiir die
beiden letztgenannten Kategorien hat er selbst ausgearbeitet. In