Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Side 78
LE NORD
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Im folgenden soll versucht werden, die Entwicklung bis zum
Kriegsausbruch in ihren Grundziigen darzustellen.
Um die Jahrhundertwende war Dánemark wohl noch iiber-
wiegend ein Agrarland, und die iiberschiissige Bevölkerung, die
in der Heimat keine Bescháftigung finden konnte, war einfach
darauf angewiesen auszuwandern; zu Zehntausenden zogen junge
Mánner und Frauen jedes Jahr aus, um auf eigene Rechnung und
Gefahr dort ihr Auskommen zu suchen, wo sich Arbeitsmöglich-
keiten fanden, namentlich nach den Yereinigten Staaten. Jetzt
ist dieser Ausweg so gut wie versperrt; fast alle Lánder weigern
sich, Auslándern Arbeitserlaubnis zu erteilen, und wenn der dá-
nische Staat, wie dies bei der Emigration nach Venezuela vor 2—3
Jahren geschehen ist, in einer Mischung von Yerzweiflung und
Leichtsinn seine Landeskinder auf Abenteuerwege lockt, geht es
schief; wir haben gerade gesehen, dass die heimgekehrten Emi-
granten Schadenersatzanspriiche gegen den Staat geltend zu ma-
chen versuchten. Im iibrigen muss ich auf Grund meiner Kennt-
nis der Verháltnisse, unter denen dánische Auswanderer, sowohl
in der alten, wie in der neuen Welt leben, sagen, dass ich die Aus-
wanderung fiir die breite Masse der Bevölkerung nicht als eine
gliickliche Lösung ansehe, im Gegenteil. — Es ist im Interesse der
Arbeiter selbst besser, wenn wir das Produkt unserer Arbeit ex-
portieren, oder wenn wir fiir einander arbeiten, als wenn wir
Menschen in grosser Zahl exportieren. — Etwas ganz anderes ist,
dass es natiirlich immer noch wiinschenswert, ja notwendig ist,
dass einzelne Mánner mit Unternehmungslust und Schaffensdrang
ausziehen, um dánischem Wirken im Auslande die Wege zu
ebnen.
Die technische Entwicklung hat im Laufe der letzten 50 Jahre
die Lebensbedingungen in allen zivilisierten Lándern verándert;
wir, die wir um die 60 herum sind, können uns noch auf die Zeit
entsinnen, wo das Fahrrad als ein Luxus-Transportmittel ange-
sehen wurde, das fiir den iibrigen Landstrassenverkehr nicht ganz
ungefáhrlich war; elektrisches Licht und Fernsprecher waren sel-
tene Erscheinungen; von Rundfunk, Kraftwagen, Kino und Flug-
maschinen hatte man vielleicht gerade zu tráumen begonnen, aber
alle diese Herrlichkeiten existierten noch nicht.
Es ist interessant, dass gerade die dánische Landwirtschaft im-