Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Side 222
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LE NORD
(1933), das als ein theoretischer Kommentar zu seiner kleineren
einbándigen englischen Grammatik erschien, Essentials of Eng-
lish Grammar und schliesslich Analytic Syntax (1937), in dem
ein System von Formeln zur Bezeichnung fiir die grammati-
sche Analyse aufgestellt wird. In diesem Zusammenhange
mag darauf aufmerksam gemacht werden, dass Jespersen bereits
1889 seine Articulations of Speech Sounds Represented hy Means
of Analphabetic Symhols herausgab, ein Werk, das von einem
Zeichensystem zur Bezeichnung bei der phonetischen Analyse
handelt.
Einen Höhepunkt in Jespersens Produktion stellt sein Buch
Language, its Nature, Origin and Development (1922) dar, in
dem er die alte Frage nach dem Fortschritt der Sprache in aus-
fiihrlicherer Form wiederaufnimmt. Seine Untersuchungen iiber
dieses Problem bringen ihn, indem er sozusagen das Fernglas
umdreht, auf Gedanken iiber die Entstehung der Sprache. Unter
gleichzeitiger Heranziehung von Beobachtungen aus der Kinder-
sprache — iiber die er iibrigens ein sehr amiisantes und lebendiges
Buch geschrieben hat, in dem Beobachtungen iiber die Sprache
der Kinder, namentlich seines eigenen Sohnes Frans, den Kern-
punkt bilden — und aus der Sprache primitiver Völker schliesst
er, die Entwicklung riickwárts projizierend, dass die Sprache mit
halb-musikalischen, unauflöslichen Ausdriicken fiir Einzelwesen
und Einzelereignisse begann, mit grosser Unregelmássigkeit der
Form und geringer Abstraktion der Bedeutungen.
In einem seiner Biicher zitiert er eine Ausserung des englischen
Literaturforschers Sir Walter Raleigh, die darauf hinausláuft,
dass »die Sprachforscher alles iiber die Sprache wissen, nur nicht,
wozu sie gebraucht werden soll.« Dies gilt jedoch nicht von
Jespersen. Wie wir gesehen haben, betrachtet er die Sprache
namentlich als ein Mitteilungsmittel fiir Menschen, und daraus
folgt, dass wir das Recht haben, bewusst an ihrer Entwicklung
und Verbesserung zu arbeiten, genau so, wie wir das bei Autos,
Radio usw. auch tun. Und er greift hier eine Reihe von Aufgaben
auf, welche die Sprachforscher zum grossen Teil versáumt oder
weniger Qualifizierten iiberlassen haben, wie die Rechtschrei-
bungsfrage, die Frage der Fremdwörter, der Sprachrichtigkeit, der
wissenschaftlichen Terminologie und der sprachlichen Zusammen-
arbeit im Norden. In der Rechtschreibungsfrage ist er sehr reform-
freudig, und er hat mehrere Anderungen in seiner eigenen Ortho-