Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Qupperneq 81
INDUSTRIE UND LANDWIRTSCHAFT
75
der Landwirtschaft bescháftigten Personen vermehren könnte,
muss doch zugegeben werden, dass die Möglichkeiten stark be-
grenzt sind. Die landwirtschaftlich nutzbare Fláche lásst sich nur
um ein geringes Prozent ihrer jetzigen Ausdehnung vergrössern;
auf das Klima haben wir keinen Einfluss; die Bodenbehandlung
und die Ackerbaumethoden lassen sich wohl stándig verbessern,
aber wenn man bedenkt, dass der Ertrag der Ernten sich in den
letzten 40—50 Jahren fast verdoppelt hat, darf man sich wohl
keinen allzu grossen Erwartungen hingeben, dass die Produktivitát
in Zukunft fortgesetzt in áhnlicher Weise steigen werde.
Dann haben wir schliesslich die áusserst wichtige Frage des
Absatzes der Erzeugnisse. Im allgemeinen gilt wohl die Regel,
dass sich jede Ware auf irgendeinem Markt zu irgendeinem Preis
absetzen lásst; bei den Lebensmitteln zeigen jedoch die Erfahrun-
gen aus vielen Lándern, dass diese Regel nur mit Ausnahmen giiltig
ist; der Markt kann so uberfíillt werden, dass sich die Ware iiber-
haupt nicht absetzen lásst; man hat es vor nicht allzu langer Zeit
hierzulande fiir richtig befunden, einen Teil des Yiehbestandes
z;u destruieren, und in Brasilien ist der Kaffee zur Feuerung be-
nutzt worden, ja man hat wohl auch Beispiele dafiir, dass Weizen
in gleicher Weise Verwendung gefunden hat. Um das Erfordernis
der Rentabilitát kommen wir ja ebenfalls nicht herum, nament-
lich dann nicht, wenn es sich um Waren handelt, zu deren Produk-
tion auslándische Rohstoffe gebraucht werden. Man muss sich
also, wie gesagt, im klaren dariiber sein, dass die Möglichkeiten
einer vermehrten Arbeitsbeschaffung in der Landwirtschaft ihre
natiirlichen Grenzen haben. Hiermit soll nicht gesagt sein, dass
die Landwirtschaft in ihrem jetzigen Zustand nicht bedeutend
mehr Menschen bescháftigen könnte, als das in den letzten Jahren
der Fall gewesen ist, und ich werde spáter noch ein paar Bemer-
kungen zu machen haben iiber das Problem der Flucht vom Lande
in die Stadt.
Wenn wir uns nun den Verháltnissen in der Industrie zuwen-
den, finden wir, dass die Bedingungen hier in vieler Hinsicht an-
ders liegen als fiir die Landwirtschaft. Einerseits ist der Verbrauch
der Menschheit an Industriewaren sozusagen unbegrenzt, — wáh-
fend ja, was man essen und trinken kann, sich in ziemlich engen
Grenzen bewegt —, und die Absatzmöglichkeiten der Industrie
sind daher grundsátzlich nur vom Produktionspreis und von der
Kaufkraft der Kunden abhángig. Die Technik schafft die Grund-
lage fiir eine stándig wachsende Lebenshaltung und gleichzeitig