Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Blaðsíða 269
NORD. HANDSCHRIFTENREPRODUKTION 263
Faksimileausgabe, die erschien, wurde daher von der wissenschaft-
lichen Welt mit der grössten Freude als eine bedeutende Erleichte-
rung der wissenschaftlichen Arbeitsbedingungen begriisst.
Die ersten in Schweden unternommenen Versuche, wichtige
Handschriften durch Faksimileausgaben zuganglich zu machen,
betrafen einerseits ein Manuskript von Marco Polos Reisebeschrei-
bung, andererseits zwei Gesetzescodices: das altere Vástgöta-
und Östgötagesetz. Das erstgenannte Manuskript, eine Hand-
schrift, die aus König Karls V. bekannter Bibliothek im Louvre
stammt und spáter zu den Sammlungen Paul Pétaus gehört hat,
wurde bereits 1882 von A. E. Nordenskiöld herausgegeben. In
einem Brief an den Herausgeber, der in der Einleitung abgedruckt
ist, áussert der Direktor der Bibliothéque Nationale, Léopold
Delisle, seine lebhafte Genugtuung dariiber, nun doch »une r'e-
production qui tiendra lieu d’original« zu besitzen, da die kost-
bare Handschrift fíir Frankreich endgiiltig verloren sei. Wenn
diese Reproduktion uns auch jetzt in technischer Hinsicht ziem-
lich unvollkommen erscheint, hat sie doch immer noch ihren gros-
sen Wert. Das gleiche gilt von den beiden Ausgaben des álteren
Vástgöta- und Östgötagesetzes, die 1889, bezw. 1898 erschienen
und oft an Stelle der Originalhandschriften ausgeliehen werden,
da man diese wegen ihres unersetzlichen Wertes natiirlich nach
Möglichkeit schonen will.
Die Unternehmen áhnlicher Art, die in Dánemark und Nor-
wegen begonnen wurden, waren aus ganz natiirlichen Griinden
hauptsáchlich auf die islándische Literatur gerichtet. 1871 gab
P. Petersen die álteste erhaltene Handschrift des Königsspiegels
(Speculum regale) heraus. Die einleitende Notiz zeigt, welchen
Stolz der Herausgeber iiber die Leistung einer so wohlgelungenen
A.rbeit empfindet. »Die technische Geschicklichkeit, mit der die
Kopien ausgefiihrt sind, lásst nichts zu wiinschen iibrig« heisst
es da, und wenn man diese Ansicht jetzt vielleicht auch nicht
mehr teilen kann, ist doch anzuerkennen, dass die Arbeit im
Verháltnis zu den technischen Hilfsmitteln jener Zeit wohlge-
lungen ist.
Von weitreichender Bedeutung fiir die islándische Literatur-
geschichte wurde die Ausgabe der álteren Edda, die nach sorg-
fáltigen Vorbereitungen von der Gesellschaft zur Herausgabe alt-
nordischer Literatur 1888 begonnen und 1891 vollendet wurde.
Herausgeber waren die beriihmten Sprach- und Literaturforscher
Ludwig Wimmer und Finnur Jónsson. Als Methode hatte man