Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Qupperneq 296
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LE NORD
Ich wage daher getrost, meinen Landsleuten eine Gesellschaft zu empfeh-
len, die im vorigen Jahre in Island zu dem Zwecke gestiftet worden ist,
durch Herausgahe neuer islandischer Biicher auf den verschiedensten wis-
senschaftlichen Gebieten an der Erhaltung der Sprache und Literatur sowie
an der Verbreitung niitzlicher Kenntnisse und der Einfiihrung von Ver-
besserungen zu arbeiten. Diese Gesellschaft hat mich gebeten, Beitrage aus
Danemark zu beschaffen; im letzten Winter hatten auch die hiesigen Islan-
der sich auf meine Einladung hin zu einer eigenen Ortsgruppe dieser Gesell-
schaft zusammengeschlossen; doch obschon sich eine grosse Anzahl in Is-
land und fast alle gebiirtigen Islander unserer Stadt gezeichnet haben,
ist doch der Betrag der jahrlichen Einnahmen der Gesellschaft nicht grös-
ser, als dass es, um etwas Bedeutendes ausrichten zu können, des dánischen
Edelmutes und der dánischen Vaterlandsliebe bediirfte. Die Natur dieser
wissenschaftlichen Gesellschaft bringt es mit sich, dass ihre Beamten Ein-
geborene sein und ihre Verhandlungen auf Islándisch stattfinden miissen; die
Gesellschaft verpflichtet sich aber, iiber ihre Unternehmungen jáhlich einen
Bericht in dánischer Sprache abzustatten. Wer die Gesellschaft unterstutzen
will, wird gebeten, seinen Namen, Stand, Wohnung und Beitrag entweder
bei Professor Nyerup, wohnhaft in der Regentsen-Stiftung, oder bei dem
Ministerialrat Thorsteinsson in der Squaldergade Nr. 195 anzumelden;
jeder Beitrag, gross oder klein, jáhrlich oder einmalig, wird mit Dankbarkeit
entgegengenommen, aber sowohl die Beitráge der gebiirtigen Islánder wie
die anderer werden als freiwillige Spenden betrachtet, die nicht durch
Biicher oder áhnliches entgolten werden, da die Gesellschaft nur zu niedri-
gen Preisen und sehr langsam auf Absatz rechnen kann, also fiir die Her-
ausgabe eines jeden Buches recht bedeutende Opfer bringen muss.«
Kopenhagen, den 27. Márz 1816. „ „ ,
R. Rask.
Dieser Appell fand ausgezeichnete Aufnahme und fiihrte zu
verschiedenen Spenden an die Gesellschaft und Versprechen jahr-
licher Beitráge. Rask sah daraufhin die Zeit fiir gekommen an,
eine Versammlung einzuberufen, und diese fand am 30. Márz
1816 im Lokal der Universitátsbibliothek auf dem Runden Turm
zu Kopenhagen statt. Die Versammlung záhlte 33 Teilnehmer,
die den Beschluss fassten, die Gesellschaft hier in gleicher Weise
wie in Island zu griinden. Zu Vorsitzendem, Kassierer und Schrift-
fiihrer wurden bzw. Rask, Grímur Jónsson und Finnur Magnús-
son gewáhlt. Nach Verhandlungen mit der Gesellschaft in Reyk-
javík einigte man sich dahin, dass beide Gesellschaften sich zu
einer Gesellschaft zusammenschliessen sollten, der »Islándischen
Literaturgesellschaft« (Hið íslenzka Bókmentafjelag), die also
aus zwei Ortsgruppen — in Reykjavík und Kopenhagen — beste-
hen sollte. Als Stiftungstag der Gesellschaft wurde der 30. Márz
18x6 festgelegt, der Tag, an dem die Versammlung in Kopen-
hagen abgehalten und die Satzungen beschlossen worden waren.
Aus diesen geht der Grundgedanke Rasks und der anderen Haupt-