Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Page 37
DIE ENTWICKLUNG DER FINNISCHEN FRAU 31
und noch im Laufe desselben Monats Márz traten in Helsinki
Frauen zusammen, um zu beraten, wie den Einwohnern der
Grenzgebiete zu helfen sei, die ja den Russifizierungsbestrebungen
in erster Linie ausgesetzt waren. Eines war ihnen klar: falls man
das Nationalgefiihl jener Bevölkerung zu bewahren wiinschte,
miisste dies auf dem Wege iiber das Heim geschehen, und fiir
diese Aufgabe hatten gerade die Frauen als Hiiterinnen des
Heimes einzutreten. Fiir eine wirksame Aufklárungsarbeit war
aber sehr wenig Aussicht vorhanden, denn nicht einmal Ver-
sammlungs- und Redefreiheit existierten. Etwas musste jedoch
versucht werden. Nach der Zusammenkunft in Helsinki begaben
sich mehrere Frauen in die verschiedenen Teile des Landes. In
ihrer Tasche brachten sie einen Arbeitsplan mit und — das ver-
botene »Buch iiber unser Land« von Topelius! Bald brannte das
Martha-Licht sogar in den entferntesten Dörfern Kareliens, und
bei seinem Scheine versammelten sich begeisterte Frauen, um
ihren patriotischen und erzieherischen Aufgaben nachzugehen.
Bald aber sahen sie ein, dass man mit dem ideellen Stoff allein
nicht weit kam. In erster Linie musste fiir eine bessere Ernáhrung
der Familien in diesen abgelegenen Höfen gesorgt werden. Also
galt es, Gárten anzulegen und Unterricht im Gartenbau zu er-
teilen, sowie die nötigen Sámereien und Beerenstráucher usw.
unentgeltlich zu verteilen. Die Hausfrauen mussten darin unter-
richtet werden, wie sie ihren Haushalt rationell zu versehen und
die Erzeugnisse des Bodens in richtiger Weise zu verwenden hát-
ten u. dgl. Der Martha-Verband entwickelte sich daher zu einer
Organisation zur Förderung der Hauswirtschaft. Heute sind ihm
schon iii 1 lokale Vereinigungen angegliedert, und die Anzahl
der Mitglieder beláuft sich auf rund 83,000! Es scheint aber,
dass das finnische Volk erst nach den schweren Priifungen, die
es kiirzlich zu bestehen gehabt hat, und die es zu höchster Einig-
keit zusammengeschmolzen haben, die volle Bedeutung dieser stil-
len, scheinbar oft unbedeutenden Arbeit jener Martha-Frauen
erfasst hat, die in enge Beriihrung auch mit den in ármlichen
Verháltnissen lebenden Bewohnern der entferntesten Einöden
gekommen waren. Tiefer als andere haben die Martha-Frauen in
die Seele dieser Menschen geblickt und die moralischen Kráfte
kennen gelernt, die in den breiten Massen des finnischen Volkes
schlummern. Ihnen hat die Volkseinheit sich offenbart.
Verstándnis fiir soziale Fragen ist auch auf politischem Ge-
biete fiir die Tátigkeit der finnischen Frauen ausschlaggebend