Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Side 41
DIE ENTWICKLUNG DER FINNISCHEN FRAU 3 5
lung der Frauen aus den ármeren Gesellschaftsschichten einge-
wirkt hat. Sie brachte es zuwege, dass die antisoziale Gesinnung
vieler Frauen verschwand, so dass Frauen aus allen Schichten in
Finnland jetzt zu den gesellschaftsaufbauenden Kráften gehören.
Dies ist u. a. dadurch zum Ausdruck gekommen, dass sie sich in
einer grösseren Anzahl als friiher den Organisationen angeschlos-
sen haben. Die von ihnen wáhrend der Unabhángigkeitsperiode
erworbenen politischen und anderen Rechte haben dazu beigetra-
gen, ihre soziale Gesinnung zu festigen. Man kann somit jetzt
behaupten, dass mit Hilfe der Gesetzgebung die Lage der Frau
auf allen Gebieten der Gesellschaft auf das Niveau des Mannes
gehoben worden ist. Auf kulturellem Gebiet haben die Frauen
Finnlands so grosse Errungenschaften aufzuweisen, dass z. B. in
den letzten Jahren beinahe 40 % der Studierenden an den Uni-
versitáten Frauen gewesen sind.
In diesem Zusammenhang haben wir besonderen Grund, an
die Arbeit zu erinnern, welche in Finnland zwecks Hebung der
Frauenbildung ausgefiihrt worden ist. Es hat in Finnland stets
zu den staatlichen Grundsátzen gehört, den Mádchen dieselbe
Erziehung angedeihen zu lassen wie den Knaben. Bereits im Jahre
1866 entstand bei uns ein Volksschulinstitut, welches die natio-
nale Erziehung der Knaben und Mádchen ins Auge fasste. Im
Jahre 1920 wurde eine Gesetzesvorlage angenommen, die den
Zwangsunterricht und die Unterstiitzung der Volksschulen aus
staatlichen Mitteln einfiihrte. Es ist ohne weiteres klar, was diese
Reform fiir das Kulturleben der Frau bedeutete. Insgesamt wer-
^en die Schulen Finnlands gegenwártig von 500,000 Kindern
besucht. Wáhrend die Anzahl der höheren Knaben- und Mád-
chenschulen sowie der gemischten Schulen in Finnland zur Zeit
seiner Unabhángigkeitserklárung 154 betrug, ist sie gegenwártig
his auf 231 angestiegen. Mehr als die Hálfte der Schulen sind
|enieinschaftlich fiir beide Geschlechter, und die Anzahl der
Mádchen in ihnen iiberragt sogar noch die der Knaben. Der Um-
stand ferner, dass nur ein Viertel der Schiiler der höheren Schu-
|fn Kinder gebildeter Eltern sind, legt ein schlagendes Zeugnis
davon ab, wie gross die Kreise der finnischen Frauen sind, denen
der Weg zum Studium geöffnet wurde. Eine grosse Anzahl der
btudierenden an den Universitáten und Hochschulen besteht aus
Frauen. Die Anzahl der Frauen, welche höhere Priifungen an
den Universitáten bestanden haben, ist in stándigem Zuwachs
begriffen. Auch der Frau des Volkes bietet sich Gelegenheit, ihre