Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Blaðsíða 71
ISLANDISCHE MALER
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die impressionistischen Gemálde auf ihn machten, in folgenden
biindigen und kategorischen 'W'orten: »Bis an mein Lebensende
werde ich kein einziges dieser Bilder vergessen. Ihr Anblick war
fiir mich eine Offenbarung.«
In seine Heimat zuriickgekehrt malte Ásgrímur Jónsson viele
schöne impressionistische Landschaftsbilder. Sie wirkten sensatio-
nell, gefielen und wurden gekauft. Yor allem seine Aquarelle wa-
ten sehr gesucht. — Spáter entwickelte er sich iiber die nur im-
pressionistische Malweise hinaus und bildete seinen eigenen kon-
sistenteren, islándischen Malstil. Ásgrímur Jónsson nimmt heute in
Reykjavik eine sehr angesehene Stellung ein, und er hat als ein-
ziger islándischer Maler den Professortitel erhalten.
Júlíana Sveinsdóttir ist ein vorziigliche Portraitistin. Einige
ihrer Portraits gehören zu dem Besten, was auf diesem Gebiet in
den letzten Jahren gemalt wurde. Mit einfachen Mitteln und kul-
tivierten Wirkungen sucht sie durch die áusseren Ziige eines Men-
schen sein inneres ’Wesen wiederzugeben — aber sie geht nicht
darauf aus, seine verborgenen Laster aufzudecken. Sie sucht die
Menschen in ihren Bildern zu erkennen, umgibt sie dabei aber
mit einer Atmospháre von Sympathie. Natiirlich kann nicht je-
des Antlitz sie dazu inspirieren, und die Kiinstlerin sagt selber,
dass sie nur Physiognomien malen kann, die sie interessieren.
Júlíana Sveinsdóttir war in den Jahren 1913—16 Schúlerin
von Boyesen und Irminger. Auf dem Wege einer inneren Entwick-
lung úberwand sie allmáhlich die akademische Routine und schuf
bilder, in denen der islándische Kunstakzent immer klarer zum
Áusdruck kommt. Nicht nur in ihren wohlabgetönten, etwas
dunklen islándischen Landschaften, sondern auch in ihren Por-
^taits, Akten und Stilleben. Dabei arbeitet sie seit Jahren in Ko-
Penhagen und ist heute Zensurmitglied der grossen Charlotten-
borger Ausstellung.
Um keine Kompromisse in der Kunst zu machen, úbt Júlíana
Sveinsdóttir auch ein Kunstgewerbe aus, von dem sie lebt. Sie fer-
tigt handgewebte, farbig ausserordentlich schöne Teppiche und
Gobelins an.
Gunnlaugur Blöndal ist der Sohn eines Arztes, der im Nord-
lande praktizierte. Er wurde als Holzschnitzer ausgebildet. Aber
dieses in Island sehr angesehene Kunsthandwerk befriedigte ihn
nicht. Er reiste nach Kopenhagen um zu malen, úbersiedelte
jedoch bald nach Oslo, wo er Schúler von Christian Krogh wurde.
Grösseren Einfluss auf ihn als sein berúhmter Lehrer und die an-