Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Blaðsíða 77
INDUSTRIE UND LANDWIRTSCHAFT
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bedeutend iiber dem liegt, was der guten alten Regel entspricht,
den Verbrauch den Einnahmen anzupassen.
Nun sollte man ja annehmen, dass jedenfalls der Beschafti-
gungsgrad in den wirtschaftlich guten Jahren vor dem Kriegs-
ausbruch befriedigend gewesen wáre. Es ist bekannt, dass dem
nicht so ist; im Gegenteil, das Problem der Arbeitslosigkeit hat
im letzten Jahrzehnt vor dem Kriege zu den ernstesten und
schwierigsten in Dánemark gehört. Eine andere, fiir unsere Exi-
stenz nicht weniger bedeutungsvolle Frage war die Wehrfrage;
doch hierauf kann bei dieser Gelegenheit nicht eingegangen
werden.
Fiir den Bescháftigungsgrad charakteristisch ist, dass die Ar-
beitslosenzahlen, die natiirlich immer mit Konjunkturen und
Jahreszeiten schwanken, in den letzten Jahren eine ausgesprochen
steigende Tendenz gehabt haben. Wáhrend das Arbeitslosigkeits-
prozent in den Jahren vor dem Weltkriege sich auf etwa 10 belief,
betrug es in den Jahren 1918—30 ca. 15 und 1930—40 20 bis
25, was einer Arbeitslosenzahl von ca. 50,000 Mann im Sommer
und ca. 150,000 im Winter — oder durchschnittlich ca. 100,000
im ganzen Jahre — gleichkommt.
Was bedeutet es nun, dass 100,000 arbeitsfáhige Mitglieder
des dánischen Volkes ohne Bescháftigung sind?
Fiir die einzelnen Personen bedeutet es eine herabgesetzte
Lebenshaltung, in vielen Fállen Not und Elend; hierzu kommt
die geistige Not, die oft stárker gefiihlt wird als die materielle;
manchmal werden arbeitslose Menschen demoralisiert und gehen
^ugrunde, und dies gilt wohl namentlich von vielen der Jugend-
lichen, die am wenigsten widerstandsfáhig sind. Miissiggang —
erzwungener und freiwilliger — ist nun einmal aller Laster An-
fang.
Was der Mussiggang der Hunderttausende fiir das Gemein-
schafts- und Wirtschaftsleben bedeutet, wird man verstehen, wenn
man hört, dass es sich dabei um etwa 25 Mill. verlorener Arbeits-
tage jáhrlich handelt, was einem Verlust an Arbeitslohn von ca.
2 50 Mill. Kr. entspricht, wobei ich mit einem Tageslohn von
10 Kr. rechne, was kaum zu hoch gegriffen ist, da der grösste
Teil der Arbeitslosen aus Industriearbeitern besteht. Zum Ver-
gleich mag angefuhrt werden, dass der Gesamtumsatz — d. h.
der Wert von Arbeit und Material, Unkosten und Verdienst —
in der Bauindustrie im Jahre 1937 sich auf 320 Mill. Kr. belief.