Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Síða 82
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LE NORD
fíir eine billige Massenproduktion, die einen erhöhten Absatz der
Erzeugnisse gestattet. Andererseits hat die Industrie den Yorteil,
die Produktionsmenge leichter und schneller als die Landwirt-
schaft nach den Absatzmöglichkeiten regulieren zu können; eine
Fabrik lasst sich in der Regel auf Tag- und Nachtarbeit umstel-
len, oder sie kann mit halber Arbeitszeit betrieben werden, je
nachdem, wie die Marktverháltnisse dies wiinschenswert erschei-
nen lassen; eine Landwirtschaft muss praktisch immer mit Nor-
malbetrieb laufen; eine Erweiterung oder Einschránkung der Pro-
duktion oder eine teilweise Umstellung des Betriebes ist schwer
durchzufiihren und beansprucht lange Zeit.
Als Beweis fiir die Fáhigkeit der Industrie, vermehrte Bescháf-
tigung zu schaffen, seien einige Ziffern angefiihrt, die den Be-
völkerungszuwachs und die Bescháftigung in unserem Lande im
Dezennium 1925—1935 veranschaulichen. Die Anzahl der Per-
sonen in den Altersklassen von 15—6 5 Jahren stieg im Laufe
dieses Zeitraums von 2,15 Mill. auf 2,45 Mill., also um 300,000
oder 14 %. In der Landwirtschaft betrug die Steigerung der Zahl
der bescháftigten Personen indessen nur 0,7 %, wáhrend die ent-
sprechende Ziffer in der Industrie sich auf 17 % belief. In diesem
Zusammenhang mag erwáhnt werden, dass der Produktionsindex
der Industrie gleichzeitig um etwa 50 % gestiegen war; die Steige-
rung der Produktion war also prozentual ungefáhr 3 mal so gross
wie die Steigerung der Arbeitsstunden; es ist bereits erwáhnt wor-
den, dass — dank einer verbesserten Technik — eine áhnliche
Entwicklung in der Landwirtschaft stattgefunden hat, wenn auch
in einer etwas lángeren Zeitspanne.
Ich möchte nun einige Bemerkungen machen inbetreff der
Arbeitsbedingungen unserer beiden Haupterwerbszweige im Ver-
háltnis zu den Hilfsquelien unseres Landes. Sowohl fiir die Land-
wirtschaft, wie fiir die Industrie gilt, dass sie auf einer ausgespro-
chenen Veredelungsproduktion beruhen, die eine grosse und regel-
mássige Zufuhr von Rohstoffen, Halbfabrikaten, Brennstoffen
und verschiedenen anderen Hilfsmitteln vom Auslande voraus-
setzt. Insoweit sind die beiden Erwerbszweige also gleich »natiir-
lich« oder »unnatiirlich«. Wenn die Zufuhr der notwendigen Wa-
ren vom Auslande sich unter normalen Verháltnissen zu Preisen
durchfiihren lásst, die eine rentable Produktion ermöglichen, ist
dies bekanntlich in der giinstigen geographischen Lage unseres
Landes und in unseren vorziiglichen Transportverháltnissen —
guten Háfen, Wegen usw. — begriindet, und im iibrigen beruht