Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Side 45
EINLEITUNG
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Methode auch vorkommen kann, aber dort leichter erkennbar ist),
Unsicherheit in der Bedeutung der Worter, betråchtliche Altersunter-
schiede zwischen den verschiedenen Korrespondenten u.dgl.m. Aber
eines darf vielleicht doch hervorgehoben werden: wåhrend ein wissen-
schaftlich geschulter Explorator in erster Linie Vertretern der åltesten
Sprachschicht nachgeht und deshalb oft ein eher archaisches Material
einsammelt42, sind die Angaben von in dieser Hinsicht weniger ’be-
lasteten’ Laien eher dazu angetan, eine breitere sprachliche Wirklichkeit
wiederzuspiegeln.
Selbstverståndlich sind auch im vorliegenden Fali die Angaben der
Gewåhrsleute — meist Volksschullehrer und Bauern — zT. von recht
unterschiedlicher Qualitåt. Aber ein Material, das wie in Norwegen
und auf den Fåroern rund die Hålfte aller politischen Gemeinden umfasst,
schliesst doch betråchtliche Moglichkeiten, allfållige Fehier zu tilgen,
in sich, und flir die Beurteilung des isl. und får. Korrespondenzmaterials
bildeten meine eigenen Aufzeichnungen eine wichtige Stiitze. Zudem kann
ich, durch Vergleich mit anderer Mundartliteratur, fur das norw. Mate-
rial einige klare Tauglichkeitsbeweise erbringen:
1) Geographisch ziemlich stark begrenzte Worter wie ymta (ømte)
»wiederkåuen«, tvag »Urin«, pappe »Zitze«, yste(mjølk) »Biest-
milch« und kjelvd »tråchtig (von der Kuh)« erscheinen in meinem
Fragebogenmaterial in den genau gleichen Gebieten, u.zw. in ge-
schlossenem Belegnetz, fur welche sie Aasen und Ro s s angeben.
Besonders auffållig ist tvag wegen seiner ungewohnlichen Verbrei-
tung: Solør, Mjøsa-Gebiet, Hord., bes. Hard., lt. Aasen / Ross:
Østerd., Toten, Hard.
2) smæe »Kleinvieh« tritt in meinem Material genau wie nach Aasen
und Ross in zwei kleinen, weit auseinanderliegenden Gebieten auf:
im nordwestlichen Tel. und in Gauld. (mit Tydal).
3) Kleinere Details wie die sprachgeographische Zugehorigkeit des
geographisch zu Østerd. gehorigen Folldal (Hedm. 15) zu Gbd.
(vgl. Ross NB. V 37) oder der enge sprachliche Kontakt des Siid-
westzipfels von Nor dl. mit dem nordlichen Trøndelag, wie er
42. Dies wird zB. vom Sprachatlas der deutschen Schweiz bewusst angestrebt (vgl. R.
Hotzenkocherle, aaO. S. 5 f.), ebenso vom Englischen Sprachatlas (vgl. E.
Dieth and H. Orton, A Questionnaire for a Linguistic Atlas of England. Procee-
dings of the Leeds Philosophical and Literary Society, Literary and Historical
Section VI, 9, 1952, S. 611).