Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Síða 67
VIEH IM ALLGEMEINEN
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12. Schon anord. bestand neben fé im wesentlichen gleichbedeutendes
fénaår m.22. Auch diese Bildung war urspriinglich gemeinnord., ist aber
heute in der schwed. und dån. Schriftsprache veraltet23 und scheint
auch den Dialekten weitgehend zu fehlen24. In Norwegen ist es eben-
falls stark im Riickgang, ist aber vor allem aus zwei Gebieten noch
gut bezeugt, allerdings meist in spezialisierter Bedeutung:
a) in einem sudlichen Gebiet, das vor allem Gebirgsdialekte umfasst,
jedoch an der Sirdspitze Norwegens bis an die Kiiste heranreicht
(oberes Hall., Num., oberes Tel. und Agder), wird das Wort durch-
Wegs nur von Kleinvieh, meist als Sammelname fur Schafe und Ziegen,
gebraucht. Es ist hier durch fruhen Schwund von é25 und friihe Kurzung
des Wurzelvokals (wie in får. fenadur) vor anscheinend (rel.) starktoniger
ztveiter Silbe26 in die Kategorie vom Typus hamar (kurzsilbige Subst.
auf -ar) geraten und hat deshalb in Tel. und im grossten Teil von Agder
Formen auf -år: fenår, fænår(e), fennår, fænnår, in A-Agd. 8 (lt. NO
auch in A-Agd. 1) die Form fenå, in Tel. 11-13 mit Vokalassimilation
fønå (lt. Tel. 13 und Skulerud, Tinnsm. S. 521 føn a'), entwickelt27.
Nach mehreren Angaben ist das Wort hier heute veraltet, und die Tat-
sache, dass auch Aasen und Ross es in der Bed. »Kleinvieh« fast
uur aus diesen Gegenden kennen, låsst darauf schliessen, dass es schon
um die Mitte des 19. Jh.s in dieser Bedeutung nicht wesentlich weiter
verbreitet war. Doch wird unten (§ 23) zu zeigen sein, dass es trotzdem
einst in einem grosseren Gebiet Siidostnorwegens in diesem Sinne
im Gebrauch gewesen sein muss.
22. Zur Bildung vgl. Torp 98; Hellquist 952; Olson, App.Sb. S. 493. Nach Torp
und Hellquist handelt es sich wohl um eine urspriingliche Abstraktbildung zum
Vb. féna (anord. unpers. fénar »der indtræder Tilvæxt i, Forøgelse af ens Gods
eller Formue«; s. Fritznerl 403), bedeutet also urspriinglich vielleicht »Reich-
tum«. Dagegen mochte Olson eher direkte Ableitung von fé annehmen.
23. Dån. fænrted lt. ODS VI 324 bis um 1800; schwed. fånad lt. SAOB F2109jetzt
wenig gebråuchlich, hochstens noch in literarischer Sprache.
24. Sie fehit schon bei Rietz, doch verzeichnet allerdings Zetterholm 1940, S. 75
fanna, fanna uå. fur Bohuslån und Dalsi. (vgl. § 23), Kalén, Fagered 79
fdnagata »trång våg med gårdesgård på båda sidor från ladugården till skogs-
betet« flir Nord-FIalland.
25. Vgl. Seip, Språkhist. S. 111.
26. Vgl. Seip, Åsdølm. S. 19 f.; Skulerud, Tinnsm. S. 521.
27. Vgl. zur Entwicklung des Typus hamar in diesen Gegenden zB. Larsen, Over-
sigt S. 62; Ross NB. II 3 f., XIII 22.38.52, XIV 66; Skulerud, Tinnsm. S. 677.