Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Síða 71
VIEH IM ALLGEMEINEN
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Erscheinung, weil es nur vereinzelt (Sogn o.F. 24c) ausdriicklich als
Sammelname flir mehrere Tiergattungen bezeichnet wird, im iibrigen
aber, soweit genauere Angaben vorliegen, aufs Rindvieh beschrånkt
erscheint. Da das Wort anord. nicht belegt und die Etymologie unsicher
ist, ist nicht sicher auszumachen, von welcher Bedeutung auszugehen
ist. Immerhin ist die auf Aasen zuriickgehende Herleitung von anord.
mark n. »Zeichen«, die von Torp 4 und NO I 85 ubernommen wurde,
rooglich. Besitzerzeichen waren zwar nach den mittelalterlichen Gesetzen
Norwegens im allgem. nur bei den Schafen iiblich, doch schreibt im-
merhin die Grågås fik Island das Zeichnen aller Tiere ausser den
Pferden vor (vgl. die Zss. nautamark)iS. Ist das Wort also eigentlich
Kollektivbezeichnung fur »das, was gezeichnet ist«, so bedeutet es ur-
spriinglich »Besitz eines Bauern an Vieh«, also »Viehstand eines Hofes«
(so noch lt. NO [ungedr.] in Sogn o.F. Davik, Fjaler, lt. einem Beleg
von 1743 in Hord. Fjelb. sowie lt. Chr. Jensøn 164646 und Devegge
181647), und die Einschrånkung aufs Grossvieh ist dann als sekundår —
wenn auch rel. alt48 — zu betrachten.
Obwohl das Wort anord. nicht belegt ist, muss es damals schon exi-
stiert haben, da sich Entsprechungen im Orkn. und Shetl. finden: orkn.
anmark, onmark »kreatur som er vanskeligt at holde styr på og som
bryder over indhegninger«49, shetl. almark »an unruly animal, esp. a
sheep which breaks through enclosures«50 (mit dissimilatorischem Uber-
gang n>l wie in ’almartkje’ Sogn o.F. Breim lt. Ross), deren besondere
Bedeutung moglicherweise dem Einfluss von anord. annmarki »Fehier«
zuzuschreiben ist51.
Das heutige Vorkommen des Wortes in Norwegen ist ausgesprochen
relikthaft. Auch wenn wir alle Bedeutungen beriicksichtigen und die
45. Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelalder III (1958), 546.
46. 'Anmarck kaldis alt Faemon Bonden hafuer’ (S. 6).
47. 'Anmark: Bondens (!) Fæ, Qvæg’; vgl. 'Buskap: det samme som Anmark,
altslags Qvæg’.
48. Sie ist schon belegt in einer Wortersammlung aus Indre Sogn 1690/1700 (Indre-
bo, Bygdemålsskrifter S. 49), bei Leem (S. 11: ’Ainmarkie, Een Flok af stoert
Qvæg’) und anscheinend teilweise schon bei Chr. Jensøn 1646 (S. 63).
49. J. Jakobsen, Festskrift til H. F. Feilberg (Stockholm-København-Kristiania
1911), S. 343 f.
50. Jakobsen, Shetl. 11.
51. Nicht ganz ausgeschlossen ist allerdings, dass der Ausgangspunkt fur an(d)marke
»(Rind)vieh« iiberhaupt bei diesem Wort zu suchen ist. Es hatte dann, entsprechend
einem Beleg in NO aus Sogn o.F. Selje-Vågsøy, vielleicht urspriinglich »Vieh,