Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 75
VIEH IM ALLGEMEINEN
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einst auch weiter nach Siidosten reichte. Anderseits greift sie mit den
vereinzelten Belegen kryt(t)er (Møre o.R. 4,21, wozu noch kryter in
Sogn o.F. Aurl. lt. Flom60) und dem daraus durch Dissimilation ent-
standenen krytel(l), das heute auf Teile von S-Møre beschrånkt ist,
nach einem Beleg in NO fruher aber bis nach Sogn o.F. 361 hinunter
reichte, weit nach Westen hinuber. Durch Kreuzung von krytyr und
krutur kann die lt. FB in Busk. 17, lt. Hoff, Numedalsm. S. 59 auch
an weiteren Orten des oberen Num. gebråuchliche Form krytu(r) ent-
standen sein. Ausserhalb des Vokalausgleichs steht krdtur, das im FB
nur in der Nordwestecke von Sogn o.F. erscheint, das aber (mit kur-
zem Vokal) fruher auch in einigen Gegenden von V-Agd. im Gebrauch
gewesen sein muss62.
Es fragt sich, ob die zahlreichen Belege von krøt{t)er im Tr., in N-Møre
und Westnorwegen neuerem Einfluss der Schrift- und Umgangssprache
zuzuschreiben sind, da diese Form dort heute allgemein im Gebrauch
ist. Bis zu einem gewissen Grade trifft dies gewiss zu, aber wir mussen,
vor allem wenn wir von kretur als einziger Grundform ausgehen, im
trond. Gebiet ebenso wie in Sudostnorwegen auch mit einer ’boden-
ståndigen’ ø-Form rechnen. Etwas schwieriger stellt sich die Frage in
Westnorwegen, da das Wort hier — vor allem im nordi. Hord. und
in Sogn — eine recht schwache Stellung hat, und wir miissen deshalb
zunåchst einen Blick auf das Wort, das hier weitgehend den Platz von
kreter einnimmt, werfen. Dieses Wort ist beist (best) n., Lehnwort aus
mnd. bést<lat. bestia63. Es stimmt zwar in Bedeutung und Gebrauch
nicht vollig mit kreter uberein. Wåhrend dieses gewohnlich im PI.
gebraucht wird, ist der Sg. bei beist ebenso håufig wie der PI., ja Zusam-
mensetzung mit -beist dient in mehreren Fallen geradezu der Singulari-
sierung von Kollektiven wie fenad, andmarke, smale. Der Bedeutungs-
60. The Phonology of the Dialect of Aurland, Norway (University of Illinois Studies
in Language and Literature 1,1-2). Urbana 1915, S. 89.
61. In der gewiss sekundåren Bed. »Kind« aus der lebenden Mundart mitgeteilt:
lite krytel; visarkrytel »eit barn som går ærend«; vgl. auch die Form krøttel
bei Chr. Jensøn 1646 und bei Christie.
62. Vgl. Ross (Mandal); Seip, Åsdølm. § 30.
63. Der an den meisten Orten geltende Diphthong beruht auf Norwagisierung. Die
daneben vorkommenden monophthongischen Formen mogen sich zT. an die
Bm.-Form best »Bestie, Untier« anlehnen, konnen aber såmtlich auch durch
erneute Monophthongierung vor st erklårt werden; vgl. zB. L arsen, Sognem. S.
271; Thorson, NA-Ryfylke § 33, ferner Ross NB. IX 45 (fur S-Tr. 16), auch
Skre, Fanam. § 18.