Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 80
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SAMMELNAMEN FUR VIEH
Besitz (eines einzelnen Bauern) bezeichnend. Schon aisl. ist die Ver-
bindung gangandi gripir, worunter zwei Pferde und ein Hund zusam-
mengefasst werden, in der Bjarnar saga hitdælakappa belegt93. Sie
erscheint auch bei Bl ond al mit der Obersetzung »Besætning, spec.
Kvægbestand«, doch bezieht sie sich moglicherweise auch hier auf das
Aisl., da sie im FB nirgends mehr erwåhnt ist. Wie der aisl. Beleg zeigt,
ist der Bedeutungsumfang urspriinglich recht weit. Im Nisl. kommt das
Wort als Sammelbezeichnung flir Pferde, Rindvieh, Schafe (und Ziegen)
vor allem im Osten und Siiden (von FljotsdalshéraQ bis ins siid-
islåndische Flachland) vor, wobei der Begriff »Viehstand eines Hofes«
nicht mehr wesentlich mitzuspielen scheint. Im iibrigen Gebiet wird es
im allgem. synonym mit storgripir, dh. als Sammelname flir die grossen
Haustiere (Pferde -f Rinder) gebraucht, in Nordisland an einigen
Orten (34,35) sogar nur von Rindvieh oder (29) spez. von Milchkuhen
(s. Karte 4). Durch die Konkurrenz von storgripir einerseits, die reiche
Synonymik flir »Vieh« anderseits ist die Stellung vongripurzT. geschwåcht
worden, so dass das Wort an recht zahlreichen Orten (vor allem im
Westen) kaum mehr gebråuchlich ist. Die zahlreichen Synonyme fur
»Vieh im allgem.« waren es gewiss auch, die das Wort in Nord- und
Westisland auf die Bed. von storgripir abgedrångt haben.
Eine gewisse Parallele zu der isl. Bedeutungsentwicklung von gripr
zu »Vieh« findet sich im Schwed.: aschwed. griper wird auch von Pferden
und Rindvieh gebraucht94, nschwed. dial. grep, greip in V-Gotl. (Flundre
hd.) von einer jungen Stute (vgl. auch grebja f. »Stute« in Skåne)95.
Doch darf man gewiss keinen nåheren Zusammenhang annehmen.
b) peningur m. kann ausser in der Bed. »Geld, Miinze« im Nisl. auch
i.S.v. »Vieh« gebraucht werden. Als Simplex und ohne attributive Be-
stimmung ist es heute allerdings kaum mehr gelåufig; bei den wenigen
Gww., die es so anfuhren, scheint es bereits nur noch zum passiven
Wortschatz zu gehoren96, einige kennen es nur noch als erstes Kom-
positionsglied in peningshus »Viehstall«.
Am gelåufigsten ist heute die Zss. bupeningur, die — wiederum als
Sammelname fur alle Nutz- und Arbeitstiere, also Pferde, Rindvieh,
93. Vgl. Fritzner I 544/5.
94. Vgl. Soderwall I 424; Schlyter OB. 238.
95. Rietz 211 b; vgl. auch finnlandschwed. koliggrip »snuskig och osnygg person«,
trdskgrip »Taucher, podiceps« (Vendell 474. 1045).
96. So sicher bei Isl. 62.