Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 86
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SAMMELNAMEN FUR V1EH
sich demnach erst in neuerer Zeit vom Osten aus iiber das Gebirge
nach Westnorwegen, wo es vor allem in den inneren Fjordgebieten
von Rog., Hord., Sogn o.F. und S-Møre auftritt, ausgebreitet. Die
recht vereinzelten Belege aus andern Landesteilen sind wohl, da bøling
auch im Bm. gebraucht wird, schriftsprachlichem Einfluss zuzuschreiben.
Im Sudosten setzt sich die Verbreitung noch ein kurzes Stiick nach Schwe-
den hinein (Bohuslån, Dal si.121) fort, wåhrend das Wort dem ubrigen
Norden fehit122.
Als Ableitung von anord. bæli oder bol bezeichnet bøling von Hause
aus »das zu einem Hof, einer Behausung Gehorende«, also den »Vieh-
stand«. An vielen Orten wird es jedoch heute spez. von einer »Vieh-
herde«, bes. von einer Herde Grossvieh gebraucht. Obwohl diese Be-
deutung nicht ganz jung ist123, muss sich die Spezialisierung sekundår,
im Zuge der Auseinandersetzung mit buskap, vollzogen haben124.
19. Sowohl bøling wie bu sind heute in Norwegen von buskap m. weit-
gehend uberlagert. Westnord. buskapr125, ostnord. boskap{er) bedeutet
zunåchst »Haushalt, Wirtschaft«, dann aschwed. und adån. auch »das
dazugehorige Inventar, Eigentum« und schliesslich (in gleicher Bedeu-
tungsentwicklung wie bei bu und bøling) im Aschwed. spez. »die zu
einem Landwirtschaftsbetrieb gehorende Viehhabe, Vieh iiberhaupt«.
Awestn. låsst sich aus der einzig belegten Zss. buskapsping (s. Anm. 125)
nur die Bed. »Haushalt« erschliessen, und auch nisl. und får. buskapur
haben nur diese Bedeutung, die resthaft auch aus Nordwestnorwegen
(Møre; auch Sudnorwegen?) bezeugt ist126. Im Dån. ist Konkretisie-
rung zu »Hausgeråt, Mobel« eingetreten127. Die Bed. »Vieh(stand)« muss
somit vom Schwed. ausgegangen sein, wo sie schon aus der alten Sprache
gut bezeugt ist128 und wo die Entwicklung auch weiter ging als im
121. Rietz 78a.
122. Ein Beleg aus einem vårmlåndischen Gerichtsprotokoll von 1635, den SAOB
B 4870 zogernd mit ’bohag’ ubersetzt, gehort vielleicht ebenfalls hieher.
123. Nach den Angaben bei Devegge 1816 und Faye ca. 1840.
124. Einige Gww. differenzieren zwischen buskap »Viehstand im allgem.« und bøling
»Bestand an Grossvieh« (Oppl. 6,9,16a; Busk. 11).
125. Nur anorw. in der Zss. buskapsping »zu einem Haushalt gehorende Sache, In-
ventarstuck« belegt (Fritzner I 217).
126. Vgl. NO I 1103.
127. Vgl. ODS II 1065 f.; Feilberg I 109.
128. Vgl. Soderwall I 142; Schlyter OB. 87.