Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Side 106
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GESCHLECHTSLEBEN
nicht oder wenigstens nicht nur den Paarungsakt bezeichnet. Einzig im
Får. hat sich das Hauptgewicht ganz auf das letztere Moment verschoben.
f) norw. renna, eigentlich »rennen, laufen«, schw.Vb., jedoch mit Part.
Prat. nach den st. Verben (runnist »tråchtig, von der Kuh«; s. § 50),
i.S.v. »bespringen« vor allem vom Stier {han renne{r) ho uå.), in einigen
Belegen im siidl. Tr., im nordlichsten Østerd. und in Gbd. Das Wort
liegt in dieser Bedeutung grosstenteils im Gebiet von rida, das seiner-
seits an einigen der betr. Orte fehit. Weiter nordlich, von Salta bis
Tromsø, erscheint das gleiche renna, entsprechend dem einzigen Beleg
aus dem Anord., in der Bed. »brunstig sein, von weiblichen Tieren,
meist von der Kuh« (s. § 36).
tlberblicken wir nochmals die Gesamtsituation der Synonymik fur
»bespringen, bedecken«, so stellen wir fest, dass springa, zT. im Verein
mit andern, in diesem Zusammenhang sekundåren Typen, die urspriing-
liche westnord. Einheit (mit rida) aufgerissen, in Norwegen einen
klaren West/Ost-Gegensatz mit Grenze auf dem Hochgebirgskamm
hervorgerufen und, infolge grosserer Beharrlichkeit von rida/rida sowohl
im Osten wie auf Island eine sekundåre Beziehung Island (und in
geringerem Masse auch Fåroer) - Ostnorwegen geschaffen hat.
B) BRUNST (UND PAARUNG) BEI WEIBLICHEN HAUSTIEREN
28. Allgemeines. Bei den Bezeichnungen fur »die Stute, Kuh usw.ist
brunstig« fåilt zunåchst ein fast durchgångiger Gegensatz zwischen
Island, Fåroern, West- und Siidwestnorwegen einerseits und
Ostnorwegen, Trøndelag und meistenteils auch Nordnorwegen
anderseits auf, welcher darin besteht, dass in den letzteren Gebieten
meist Adjektive, in den ersteren iiberwiegend Verbalausdriicke —
entweder einfache Verben oder Fugungen mit vera, ganga + Adverbiale
gebraucht werden. Dabei scheint die verbale Ausdrucksweise im allgem.
sekundår und rel. jung zu sein, da sich zwar alte, sowohl in Norwegen
wie auf den westlichen Inseln nachgewiesene Adjektive (wie åløy(en)
usw., yksna, blesma/blæsma, ræda/ræda) finden, dagegen alte, auf die
Zeit vor der Landnahme im Westen zuruckgehende verbale Typen sich
wenigstens nicht mit Sicherheit nachweisen lassen. Auf die Richtung
der Entwicklung weist deutlich die sekundåre Verbalisierung von yksna
und blesma (§§ 33, 40).