Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Side 112
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GESCHLECHTSLEBEN
Vb. horsa\ s. § 32), vereinzelt (Møre o.R. 1) floggalen. -galen wird,
in wechselnder geographischer Ausdehnung, von allen weiblichen Haus-
tieren, auch Hiindinnen und Katzen, zT. auch von månnlichen Tieren
gebraucht. Das Wort, eigentlich »verzaubert, verriickt, von Sinnen«, ist
zwar schon anord. von lusternen Frauen iiberliefert, die Zss. hestgal(eri)
findet sich schon bei Christie und Aasen, und in der schwed. und
dån. Schriftsprache ist -galen bzw. -gal i.S.v. »brunstig (von weiblichen
Tieren)« seit Mitte des 18. Jh.s bezeugt22. Wie jedoch der sprachliche
Charakter (spezifische Bedeutung im allgem. erst durch Zusammen-
setzung!) und die zwischen den einzelnen Tiergattungen stark variierende
geographische Verbreitung zeigen, handelt es sich im wesentlichen um
einen jungen Typus, der in neuerer Zeit und (wenn auch durch die
Schrift- und Fachsprachen kaum wesentlich unterstutzt) wohl auch heute
noch grundsåtzlich iiberall (ausser auf Island und den Fåroern, wo
er nie gebråuchlich war) vorkommen kann. Wenn er heute, alle Haus-
tiergattungen zusammengenommen, fast auf dem ganzen skandinavischen
Festland und den dånischen Inseln erscheint23, so werden wir deshalb
in hohem Masse mit Parallelentwicklung rechnen mussen, wobei als
Ausgangspunkt immer wieder der im Norw., Schwed. und Dån. allge-
meine, auch schriftsprachliche Gebrauch von liisternen oder ’verriick-
ten’ Menschen gedient haben kann.
Zusammensetzungen mit -galen fur die brunstige Stute kommen heute
in Norwegen, abgesehen von der oben umschriebenen mittelnorw.
Zone mit åløy(eri), nur in einigen kleinen Gebieten nicht vor: im Siid-
osten (mit ålen, -vill und teilweise verbalen Fiigungen), im åussersten
Siidwesten (mit -vill) und an einigen Orten in Nordwest-Hord. und in
S-Møre/Nfj., wo anscheinend nur verbale Fugungen im Gebrauch sind.
Dass es wirklich iiberall bodenståndig ist, muss freilich bezweifelt wer-
den; da eigentliche Pferdezucht nicht mehr iiberall iiblich ist, ist damit
22. Vgl. SAOB H 2160 (hastgalen 1749); ODS VI 603 (erster Beleg aus Holberg,
Moralske Fabler 1751).
23. Furs Dån. ist er durch ODS VI 603; Feilberg I 602 (hestegal), III 909 (tyregal).
1107 (vædergal), auch III 78 (ronnegal, vom Widder); Jørgensen, Loll. 196
(hestegal) bezeugt, fiirs Schwed. durch SAOB G 31, H 2160 (hastgalen), O 1327
(ornegalen) sowie dial. (ohne Vollståndigkeit) aus Skåne (Rietz 489b: ornegalen),
Halland (Peterson, Valida 469: håstagaln. 879: ornegaln. 1290: tjyrgaln),
Smål. (ULMA: hingst-, bagge-galen), O-Gotl. (Rietz 182a: hingst-, håstgala),
Sorml. (Rietz 182a), Goti. (Gustavson 33.244.374.960.1008: bagga-, galta-,
håsta-, spring-, stutegalen, -gali), Våstm. (ULMA), Gåstr. (ULMA: hast-,
ux-galeri).