Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 113
BRUNST DER STUTE
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zu rechnen, dass Gww., denen die einschlågige Terminologie nicht mehr
vertraut war, zu heste- oder hingste-galen als Ad hoc-Bildungen gegriffen
haben.
Beim Typus -vill (meist in der Zss. hest(e)vill, nur vereinzelt hingst(e)vill
Oppl. 6,9, horsevill Busk. 10, flogvill Sogn o.F. 5) låsst sich schwer
ausmachen, ob er allenfalls eine etwas åltere Schicht als -galen reprå-
sentiert. Als Bildungen zu vill in dem allgemeineren Sinn von »rasend,
heftig, erregt, begierig«24 zeigen diese Zusammensetzungen morpholo-
gisch und semantisch denselben Charakter wie die zu galen gebildeten,
doch konnte man gleichwohl versucht sein, die drei Gebiete, in denen
sie heute vor allem auftreten, als Relikte aufzufassen: Siidostnorwegen
beidseits des Oslofjords (mit Auslåufern nach Solør - Hedmark und
nach Num. und dem untern Hall.), Yaldres(Oppl. 7,9) und åusserster
Stidwesten (Jæren-Dalane) wåren dann Reste eines urspriinglich
zusammenhångenden siidnorw. Yerbreitungsgebietes. Vor allem das
Auftreten von heste-(hingste-)vill in dem abgelegenen Valdres, das
durch die Zssen. uksevill25, vére- und bukkevill (Oppl. 7-9) noch kraftig
Unterstrichen wird26, deutet auf ein gewisses Alter dieser Bildungen, wie
denn auch hestvill flir Østf. bereits durch Aasen bezeugt wird. Aber
wir werden auch hier in weitem Umfang mit Parallelentwicklung an
verschiedenen Orten rechnen miissen: die auch aus dån.27 sowie aus
Weit auseinanderliegenden schwed. Dialekten28 bezeugten Bildungen auf
~vill, die sich gegeniiber -galen geographisch nicht deutlich ausscheiden
lassen, diirften (bes. da sie kaum schriftsprachlich sind) in mehreren
Gegenden selbståndig aufgekommen sein.
31. Die iibrigen Adjektive sind in der vorliegenden Verwendung lokal
stark beschrånkt oder weit verstreut:
a) loten (bzw. lota, lotta, låta) ist in der allgemeineren Bed. »geneigt,
aufgelegt zu etwas, begierig nach etwas« (eigentlich Part. Prat. zum
st- Vb. luta »sich neigen«) recht verbreitet: es kommt in Norwegen lt.
24. Vgl. Aasen 933.
25. Nach dem sehr zuverlåssigen Gwm. in Oppl. 9 håufiger als uksegali, aber seltener
als yksne.
26. Im iibrigen ist -vill bei andern Tieren als der Stute nur vereinzelt.
27. ODS XXIV 1326: tyr(e)vild (dial.).
28. So Tjust in Kalmar lån (Rietz 489b: ornevill), Sinål. (ULMA: tjurvill), Uppl.
(ULMA), Gastr. (ULMA: hingst-, tjur-vill), Norrb. (ULMA), Åland (Ven-
deli 1018b: tjurvill).