Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 123
BRUNST DER KUH
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breitung, das Auftreten der vorliegenden Bedeutung an weit ausein-
anderliegenden Orten, zeigt uns, dass wir — was ja auch von der Grund-
bedeutung des Wortes her wahrscheinlich ist — hier in hohem Masse
mit Parallelentwicklungen zu rechnen haben und die Belege aus den
verschiedenen nord. Dialekten nicht ohne weiteres im Zusammenhang
sehen durfen. So steht zwar die norw. Yerbreitung gewiss in Verbindung
mit der dån.-westschwed., aber mit dem Auftreten åhnlicher Bedeutun-
gen im Isl. und Får. hat sie nichts zu tun. Da somit fur das Anord.
jedes sichere Zeugnis fehit und anderseits yksna damals sicher gemein-
norw. war, konnen wir wohl annehmen, dass laupa in S ud- und West-
norwegen erst spater aufkam und sich nur hier durchsetzte, wåhrend
es in den iibrigen Landesteilen nur vereinzelt, wenigstens teilweise durch
Einfluss von Bm.28 oder neunorw. Fachsprache29, Fuss zu fassen ver-
mochte.
36. Das einzige einschlågige Verb, das schon anord. bezeugt ist, renna30,
låsst sich heute in dieser Bedeutung nur noch im åussersten Norden
Norwegens, von Salta bis Tromsø, in geringer Belegdichte nachweisen.
Ob mit dem Beleg aus dem Anord. ein direkter Zusammenhang besteht,
ist zweifelhaft; ebenso wie bei laupa ist das ’Benennungsmotiv’ hier so
naheliegend, dass es immer wieder zum Zuge kommen konnte. Auch
westschwed. rånna »brunstig sein, von Sau und Eber« V-Gotl.31, »von
Hund und/oder Katze« Halland32 durf ten auf selbståndiger Parallel-
entwicklung beruhen.
Von den iibrigen norw. Typen tritt bjoda seg {kyra, kua byd seg),
eigentlich »sich anbieten«, nur in diinner Streuung vor allem vom nordi.
Rog. bis S-Møre, ausserdem vereinzelt in Agder und S-Tr. und —
wenn wir die auf der Karte nicht beriicksichtigten Belege in allgemeiner
28. Vgl. NROB I 3140 (mit Beispielen von der Hiindin); auch Høie-Tilrem S. 249
brauchen das Wort von der brunstigen Kuh.
29. Es wird zB. von Jon Sæland, Ny sauebok (1930) und Saareim, Husdyrlære
(1923) gebraucht.
30. S. Fritzner III 81 (Bed. 4). Nach dem anord. Beleg und nach den Angaben im
FB låsst sich nicht entscheiden, ob es sich um das starke oder schwache Vb.
handelt, doch wird nach den Grundbedeutungen dieser Verben gewiss das letztere
der Fail sein; vgl. auch renna »bespringen« (§ 27 f.) Neben dem Vb. renna kommt
vereinzelt auch ho er i renn (Nordi. 14) vor.
31. Rietz 534a.
32. Kalén, Fagered 275; Peterson, Valida 987.