Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 127
BRUNST VON SCHAF UND ZIEGE
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a) In der urspriinglichen Form, als indekl. Adj. blæsma, ist es im
Isl. bewahrt. In Norwegen entsprechen mit (teilweiser?) Vokalkiirzung
blesma, blesme (mit Apokope in S-Tr. 17 blesm, mit Assimilation von
m an s in Busk. 6 blesne, mit unklarem Ubergang e>i in S-Tr. 19
biisme11): teilweise in Siidostnorwegen (Rom. - Had. - Ring. -
nordi. Vestf.), im mittl. Østerd. mit Trysil (Hedm. 9), im osti. S-Tr.
sowie in den schon von yksna her bekannten Restgebieten im ostl.
A-Agd., im westl. V-Agd./Dalane, im nordwestl. Hord. (hier mit dem
Vb. gå verbunden: sauen går blesma) und im inneren Sfj. Jenseits der
schwedischen Grenze entspricht blåsna in Dalarna12.
b) Umbildung zu blesmen ist im nordi. Østerd. eingetreten (hieher
auch ’blesomen’ A-Agd. 2?13). Da wenigstens in Østerd. nicht Anschluss
an die fn-Adj. vorliegen kann14, scheint die Form yksen (s. § 33) als
Vorbild gewirkt zu haben. Eine entsprechende Form ist auch aus Hede
in Hårjed. (ULMA) bezeugt.
c) Im ganzen S-T r. ausser den ostlichsten Teilen, dazu in den angren-
zenden Gebieten von N-Møre und N-Tr. gelten die Formen bles(s)n,
blessen, blesen, blæsen (zT. wohl mit erhaltener Vokallånge)15, die durch
Apokope und Assimilation von m an s entstanden sind. Von da aus
fand teilweise Anschluss an die Adj. auf -in statt: mask. blessin (neben
saud!) / fem. blessa Møre o.R. 2; S-Tr. 2, fem. blessa S-Tr. 3.
d) Formen mit anl. br- statt bl- haben sich in zwei Gebieten, offenbar
selbståndig unter Einfluss von brunda, das gewohnlich vom brunstigen
Widder oder Bock (vgl. § 27e), vereinzelt aber auch von Au und Ziege
gebraucht wird16 (vgl. auch brundgalen § 39), entwickelt17:
n) im Sudosten (Østf. und Vinger = Hedm. 1) mit Parabelen in
Bohuslån und Dalsi.18,
11. Dieser kommt auch in einigen weiteren Formen vor: i brisn N-Tr. 14, biisme
Vb. Sogn o.F. 3,14,17,24a; Møre o.R. 11, und ist auch schon durch Christie
bezeugt.
12. DMO I 147a.
13. Die Form ist unsicher; der Gwm. glaubt nur, das Wort gehort zu haben.
14. Deren Fem. endet hier auf -a (vgl. Ross NB. VIII 31).
15. In N-Tr. 2 mit r-Einschub blestn.
16. So lt. Busk. 17; Rog. 21.
17. Torp S. 29 nimmt Einfluss von germ. *breman in dt. Brunft ua. oder norw. brasa
»brUnstig sein (vom Hengst)« an, doch kommt das erstere auf nord. Gebiet
hochstens in isl. breima »brunstig (von der Katze)« vor, wåhrend das letztere
ebenfalls nur schwach (nur aus Valdres und Helg.) bezeugt ist.
18. Rietz 62b; ULMA.