Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Side 128
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GESCHLECHTSLEBEN
P) im nordi. Tr. und siidlichsten Helg., wo aber — wie bei yksna —
gewohnlich Umbildung zu der Fugung sauen er i bless(e)n, bres{s)n,
bres(s)en, brest(e)n, vereinzelt på bresten (N-Tr. 11) stattgefunden
hat; vgl. das Vb. blesma (§ 40). Adj. bresn ist auch aus Jåmtl.,
bressme aus Medp. bezeugt19.
Das Wort wird fast durchwegs nur von brunstigen Auen und Ziegen
gebraucht20 und ist heute vor allem noch auf Island verbreitet (vgl.
§ 41). Auf den Fåroern finden sich nur geringe Reste. Das FB enthålt
nur einen einzigen Beleg: hon er å blesmu 14. JM verzeichnet in der
1. Aufl. (nach LF) ganga å blesmanna »løbe i Brunst (om Faar)« sowie
das Vb. blesmanna »springe, coire (om Faar)«, in der 2. Aufl. nur noch
ærin er å blesmanna. In den Sammlungen des Fær. OB. finden sich
ferner die Belege: lambid hevur blessmøåi (Skuvoy; <*blesmu-ødi, zu
ødi f. »Tollheit, Raserei«), ærin er å blesmanna (Sandoy 1926), i bles-
manna (Eysturoy). Wåhrend die letztere Form dunkel ist, fragt es sich,
ob å blesmu in Zusammenhang mit dem angeblich aus Hard. bezeugten
blesma f. »kjønnsdrift«21 und vielleicht auch mit dem trdnd. i bless(e)n,
i bres{s)en steht. Da aber die trond. Formen sehr wahrscheinlich sekundår
sind und der Ansatz eines norw. Fem.s blesma »Brunst« wohl iiberhaupt
unsicher ist22, diirfte die får. Form sekundår, in Analogie zu å ridi, å
illum entstanden sein.
In Norwegen zeigt die Aufsplitterung in mehrere, zT. kleine Ver-
breitungsgebiete, die wenigstens teilweise (so in Østf., im Siidwesten,
in Nordwest-Hord. und im innern Sfj.) mit gewohnlich sprachlich kon-
servativen Gegenden zusammenfallen, deutlich die Riickzugsposition von
blesma. Obwohl wir anhand der Angaben in den Wdrterbiichern und
ålteren Wortersammlungen kaum wesentlich uber die gegenwårtige Ver-
breitung hinaus gelangen, besteht kein Zweifel, dass es urspriinglich
uber ganz Norwegen verbreitet war. Unter Beriicksichtigung der Belege
aus West- und Nordschweden (Bohuslån, Dalsi., Dalarna,
Hårjed., Jåmtl., Medp.) erscheint es somit in seiner åltesten erschliess-
baren Verbreitung, åhnlich wie yksna, als ein zwar recht weit nach
Osten ausgreifendes, aber doch typisch westskand. orientiertes Wort,
19. ULMA.
20. Nur lt. S-Tr. 3 auch von Katzen.
21. Opedal, Hardanger S. 29 (in NO I 699 f. nicht beriicksichtigt).
22. Auch A asen und Ro s s und danach NO I 699 f. setzen ein solches Substantiv an,
nennen aber als Beispiele nur (die sicher adjektivischen) laupa blesme, vera blesme.